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An Carl Friedrich Zelter

Durch Madame Unzelmann habe ich Ihren ersten Brief vor einigen Tagen erhalten und sogleich darauf den zweyten mit der Post. Dieser letzte ist 11 Tage gegangen. Rechne ich nun auf den gegenwärtigen wieder eben so viel; so träfe mich eine Antwort auf diesen hier nicht mehr an. Schreiben Sie mir also nach Weimar, wo ich zu Anfang August wieder eintreffe.

Was den Ring betrifft, so habe ich in meinem letzten Briefe das beste vergessen; ich wollte nämlich fragen, wie ich Ihnen denselben zubringen soll. Man kann ja wohl dergleichen auf der Post schicken? denn auf eine Gelegenheit warten ist langweilig und es könnte doch wieder Händel geben, wie mit der Schachtel Spaniol. Schreiben Sie mir deshalb Ihre Meinung.

Für die Nachricht oder vielmehr für Ihre Gesinnungen über D. Luthers neue Erscheinung danke ich zum schönsten. Ich habe hier auch schon einige Personen gesprochen, die das Stück gesehen hatten. So wie mir auch Madame Unzelmann gestern davon [159] erzählte, daraus ich mir denn abstrahiren kann, daß es ein Werk von Herrn Werner ist, dessen Art und Kunst ich aus den Söhnen des Thals einigermaßen kenne.

Mein Befinden ist übrigens sehr leidlich, wo nicht gut zu nennen, doch muß man sich einer völligen Tagdieberey hingeben, weil man gar zu geschwind fühlt, daß man zu jeder Art von Thätigkeit untüchtig wird.

Die Lage von Carlsbad ist sehr interessant zwischen den alten Granitfelsen. Aus den nächsten Übergangsgebirgen entspringt das heiße Wasser, und die ganze umliegende Gegend fordert zum Mineralogisiren auf, das denn wieder sehr bey mir an die Tagesordnung getreten ist. Die nächsten Promenaden sind seit zehn Jahren vortrefflich eingerichtet worden, so daß man alles mit Bequemlichkeit besteigen, überschauen und genießen kann. Wie sehr wünschte ich Sie einige Tage hieher. Leider daß Ihr Rollwäglein Sie nicht so bequem durch diese Gebirge als nach Lauchstädt bringen würde.

Ich freue mich von Herzen, wenn ich höre, daß Sie nach dem großen Verlust sich wiederherzustellen anfangen, besonders auch, daß Sie Mittel gefunden haben, sich die Last des Hauswesens zu erleichtern.

Leben Sie recht wohl. Ihr Brief soll mich in Weimar freundlich empfangen.

Carlsbad den 14. Julius 1806.

G. [160]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-78CA-2