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An Nikolaus Meyer

Für die Nachricht, die schönen Naturalien betreffend, danke ich zum besten, ob ich gleich von dem Anerbieten gegenwärtig Gebrauch zu machen nicht im Falle bin. Das Jenaische Cabinet richtet gegenwärtig seine ganze Aufmerksamkeit auf Mineralogie und besitzt schon manches von den angebotenen Dingen, und was mich selbst betrifft, so möchte ich mein Haus nicht noch voller pfropfen als schon geschehen ist.

Ihre gütigen Sendungen sind glücklich angekommen, wenn wir auch gleich nicht alles angezeigt haben. Professor Lenz dankt vielmal für den Torf, so wie die [215] Naturalien Augusten viel Freude gemacht haben. Der bronzirte Abguß des Indianischen Götzenbildes ist recht gut gerathen. Es ist sehr angenehm, daß auf diese Weise die Mittheilung eines Kunstproductes möglich wird.

Die zweyte Sendung der Menkischen Gemählde und Zeichnungen ist gleichfalls wohlbehalten angekommen, so wie auch die kleinen Radirungen. Durchaus bemerkt man ein schönes Talent, das sich aber meist nur allzusehr dem Impuls und dem Zufall überläßt.

Es fehlt diesen Arbeiten nicht an Geschmack und Eleganz, aber auch bey diesen Gegenständen ließe sich eine strengere wohl und in ernsteres Bestreben nach dem Bedeutenden erwarten, so wie man auch in diesem Genre eine fleißige Ausführung nicht entbehren mag. Freylich fehlt es diesem geschickten Mann an einer bessern Umgebung. Lebte er in Italien, so würde die Natur an sein schönes Naturell ganz andere Forderungen machen. Schließlich danke nur noch für die Bricken und den Wein, welche glücklich angekommen sind. Lassen Sie uns bald unsere Schuld erfahren. Wenn unsere Feyerlichkeiten vorüber sind, erfahren Sie mehr. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 15. Nov. 1804.

Goethe. [216]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Nikolaus Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-78EB-7