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An Carl Friedrich Anton von Conta

Ew. Hochwohlgeboren

verleihen mir ein wahres Vergnügen durch die Nachrichten von der freundlichen Einwirkung, welche meine neusten Sendungen in Ihrem werthen Kreise hervorgebracht. In der Jugend erringt man sich, durch persönliche Zudringlichkeit und leidenschaftliches Vorlesen, erfreulichen Beyfall, das Alter trennt uns nach und nach von empfänglichen Menschen, selten kehrt ein Klang und Ton, den man aussendet, lebhaft[215] und ergötzlich zurück. Lassen Sie mich auch künftig von solchen wünschenswerthen Einwirkungen erfahren.

Bedenkt man, daß die Überschrift: Zahme Xenien eine contradictio in adjecto im eigentlichen Sinne enthält; so läßt es sich vermuthen, daß hie und da etwas von der alten wilden Natur hervorblicken werde; es ist bekannt, daß man die angebornen Eigenheiten nicht leicht durch Kunst und Erziehung austreiben könne.

Hiebey folgen die beiden letzten Bogen nebst Umschlag; haben Sie die Güte, das Heft nicht aus Händen zu geben, bis es versendet wird; sonstige Mittheilung hat kein Bedenken.

Für die überschickten, obgleich älteren politischen Nachrichten danke verbindlichst; in solchen Blättern findet man immer etwas Besonders, was die Zeitungen nicht aufnehmen, auch allgemeine Betrachtungen, welche leider dießmal mit unsern eigenen Folgerungen und Überzeugungen nur allzusehr übereinstimmen.

Höchst erfreulich war es uns allen, daß Serenissimi Glaube an die hiesige Atmosphäre von dem Himmel in so hohem Grad honorirt worden. Der Eintritt, obgleich leicht umwölkt, war doch wohl zu beobachten, die ringförmige Erscheinung und der Austritt ganz vollkommen, beide erstere in der Prinzessinnen Garten, wohin die nöthigsten Instrumente geschafft waren; letzteres in der Sternwarte, unter [216] Beystand der Astronomen und Mechaniker. Möge dieß als ein glückliches Wahrzeichen sich bewähren!

Mich und die Meinigen und meinen kleinen Geschäftskreis zu geneigtester Aufmerksamkeit und Theilnahme bestens empfehlend.

Noch bemerke, daß den Brief den Herrn Grafen Beust nicht bey der Sendung gefunden.

gehorsamst

Jena den 11. September 1820.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Carl Friedrich Anton von Conta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7921-5