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An Franz Kirms

Ew. Wohlgeboren

erhalten hierbei die überschickten Papiere zurück. Es ist schade, daß der Lauchstädter Aufenthalt unserer Schauspieler durch äußere Umstände nicht begünstigt wird.

Wegen Cordemann werden wir wohl thun, wenn wir ihn in denen Stücken, die er wünscht, auftreten lassen und ihm Gelegenheit geben, sich zu empfehlen. Freilich mit »Fiesco« wird es nicht angehen.

So wie ich zu »Götz von Berlichingen« nicht rathe. Das Stück ist dergestalt ausgeschrieben worden, daß es, ich möchte wohl sagen, stückweise schon ganz auf dem Theater ist, und ist überhaupt ohne bedeutende Umarbeitung nicht auf das Theater zu bringen.

Eine Art von Vorspiel und dialogirtem Prolog will ich wohl machen und dann dächte ich, nähme [250] man ein anständiges, nicht gar zu langes, schon bekanntes Stück.

Es freut mich, daß Sie durch eine Promenade auf unserm ersten Platze einigermaßen consolirt worden sind, denn Sie wissen wie wünschenswerth mir Ihre Zufriedenheit ist. Denn freilich von dort muß man künftig unser Theater sehen und ich bin überzeugt, daß, wenn alles beisammen ist, so wird der Saal ohngeachtet seiner Kleinheit auf eine angenehme Weise imponiren. Freilich wird man jetzt irre, wenn man unten den großen leeren und gewissermaßen unnützen Raum sieht. Daß wir Platz verloren hätten, war mathematisch unmöglich, er ward nur von unten nach oben transportirt und ich hoffe die Idee soll current werden und das Publikum selbst wird fühlen, was an Anstand, Artigkeit und Bequemlichkeit gewonnen ist, und heraufbegeben wird man sich nach und nach auch. Lassen Sie uns nur darüber gleiche Sprache im Publico führen, das ein für allemal determinirt sein will und bei aller anfänglichen lebhaften Opposition sich doch zuletzt in die Sachen findet. Sie werden sehen, wenn alles zusammen kommt, was es für einen Anblick machen wird und wie gern sich die geputzten Leute drinne produciren werden.

Daß nicht bei längerm Nachdenken und Durcharbeiten die Sache noch günstiger hätte ausfallen können, davon will ich die Möglichkeit nicht leugnen, [251] ob ich gleich selbst für den Augenblick es nicht anzugeben wüßte.

Ich überschicke hier die Risse nebst einem kleinen Aufsatze, worüber ich bitte, mit dem Professor Thouret und dem Baumeister Steiner zu conferiren. Vielleicht nähert sich die von mir vorgeschlagene Idee der untern Loge der Ihrigen und wir können sie noch reifer werden lassen.

Zu Ende der Woche denke ich nach Weimar zu kommen und es soll mir so viel Ehre als Freude sein, Freitags den 24. dem so erwünschten Familienfeste beizuwohnen.

Wegen des Beckerischen Monuments, und was sonst noch sein möchte, mündlich ein Mehreres, der ich indessen recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 14. August 1798.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Franz Kirms. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-798E-2