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An Johann Friedrich Cotta

In Hoffnung Ew. Wohlgeb. Bald hier zu sehen, wobey ich besseres Wetter und Wege wünsche, sage diesmal nur das Nöthigste.

Das Barnhagensche Manuscript anbelangend, so will ich gerade nicht eigensinnig dem Morgenblat die Exclusive geben. Überlegen Sie die Sache noch einmal. Überhaupt scheinen mir manche Stellen bedencklich zu publiciren. Da die Sache keine Eile hat, so sprechen wir ja wohl erst darüber.

Die wohlfeilere Ausgabe meiner Schriften betreffend fand ich mich durch ein halbes Misverständniß gerade in Ihrem Falle. Denn da ich den technischen und merkantilischen Theil solcher Unternehmungen nicht verstehe; so wüßte ich nicht zu finden wie der mir drohende große Schade dabey abzuwenden? Wie mein Vortheil [299] mit dem Ihrigen zu verbinden sey. Ich komme mir selbst wunderlich vor wenn ich das Vortheil ausspreche. Ich habe ihn in meiner Jugend gar nicht, in der mittleren Zeit wenig beachtet und weiß selbst jetzt noch nicht recht wie es angreifen soll. Und doch muß ich daran dencken, wenn ich nicht nach einem mühsamen uns mäßigen Leben verschuldet von der Bühne abtreten will. Der Augenblick zehrt schon wieder an unserm Marck, Freude und Bekannte fallen um mich her, niemand kann dem andern beystehn. Doch wozu reden und klagen! Nur dießmal erlaubt ich mirs um Sie überzeugen daß mein Zaudern nicht aus veränderten Gesinnungen, sondern aus den veränderten Umständen sich herschreibe.

Die Exemplare von Romeo und Julie an die deutschen Theater zu vertheilen hat die Berliner Theater Direcktion übernommen. Das Stuttgarder stand mit auf der Liste. Ich wünschte guten Erfolg. Karlsbad soll mir hoff ich diesmal etwas für den Damenkalender bringen. Mich bestens empfehlend.

W. d. 17. März

1812.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-799D-F