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An Christiane von Goethe

Ich muß dir, mein liebes Kind, nur selbst Nachricht geben, daß mir meine Fahrt nicht sonderlich bekomme [320] ist, damit du es nicht etwa von andern erfährst und dir die Sache schlimmer vorstellst. Schon vier Wochen, wie leicht zu bemerken war, befinde ich mich nicht sonderlich wohl, und in den letzten Tagen habe ich mich mehr als billig angegriffen. Ich dachte hier zu mehr Gemüths- und körperlicher Ruhe zu kommen, mich zu pflegen und mit Starke zu unterhandeln. Leider griff mich das Übel schon den ersten Abend an, das ich unterwegs beym Fahren schon empfand. Leider war Starke der Onkel und auch der Neffe nicht hier; doch sah ich mich für die Nacht vor mit allerley Salben und Balsamen und bin noch so ganz erträglich durchgekommen. Ich bin auch heute schon wieder auf und will mich diät und ruhig halten. Mache dir also keine Sorge und komme nicht etwa herüber, denn ich wüßte nicht wo ich dich unterbingen sollte. Major von Hendrich und von Knebel sind mir zur freundlichen Gesellschaft. Mit den dienstägigen Boten erfährst du wie es mir weiter gegangen ist. Ich hoffe, es soll nichts zu sagen haben, weil ich nun aufmerksam bin. Hätte ich früher dazu gethan, so hätte ich diesen Anfall wohl auch übergehen können. Nun wollen wir desto sorgfältiger seyn, und meine hiesige Stille wird alles wieder ins Gleiche bringen. Lebe recht wohl und dictire unserer schönen Freundinn ein weitläufigeres Blättchen als du selbst zu schreiben pflegst. Ich höre du hast Nachrichten von August. Theile sie mir mit. Hiebey folgt auch sein Brief den [321] ich unter meinen Papieren gefunden habe. Er wird dir gewiß viel Freude machen. Lebe wohl und mache deine Einrichtung und gedenke mein.

Jena den 30. April 1809.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-79AC-D