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An Pauline Servière

[Concept.]

Von Ihnen, liebe Freundin, hätte ich mich lange wieder einmal ein Briefchen erwartet, denn Ihre gründliche Logik sollte Sie überzeugen, daß man Nachrichten von seinen Theuern nicht gerne lang entbehren mag. Nun will ich aber vermelden, daß ich von meiner Seite nicht verfehlt habe Mayn und Rhein in Gedanken öfters zu besuchen und da ist mir denn auch das Gelübde wieder in den Sinn gekommen, welches im Winkel feyerlich gethan worden und auf die Verehrung des heiligen Rochus hinzielt. Die erste Kunstfrucht des wiedererworbenen Friedens ist daher eine sehr wohlgerathne Zeichnung von einem vorzüglichen Meister, welche im Großen ausführen ein geschickter junger Künstler bereit ist, welchem ich die Arbeit für 12 Carolin verdingen könnte. Wollen Sie nun, werthe Freundin, fromme Seelen um gefällige Beyträge ansprechen, so würde von meiner Seite sorgen, daß der Künstler, wenn er die Zeichnung gefertigt, honorirt würde, ferner würde ich alles Übrige besorgen und dem ausführenden Künstler mancherley Vortheile verschaffen, damit er für obgemeldeten Preis etwas Gutes liefere. Das Bild könnte Anfangs July in Frankfurt eintreffen und in der Mitte Augusts an Ort und Stelle den Wallfahrenden in die Augen[247] leuchten. Den Rahmen anzuschaffen überließe man der Binger Gemeinde. Möge mein frommer Vorschlag Beyfall finden, übrigens wollen wir sehen, ob wir nicht etwas Wunderthätiges in das Bild mit hineinmahlen können; am schönsten wäre es aber denn doch, wenn wir es an der frohen Feyer in loco zusammen verehrten und im Winkel die glücklichen Folgen unserer gesegneten Wanderung zusammen genössen.

Tausend Grüße den lieben Freunden.

Weimar, den 1. Febr. 1816.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Pauline Servière. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-79B1-0