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An August von Goethe

Da ich dir, mein lieber Sohn, mit der Nachricht von meiner Systole beschwerlich gefallen; so will dir eine angehende Diastole sogleich vergnüglich melden. Sonntag d. 16ten. War in Bibrich großes Fest, welchem Erzherzog Karl, mit seinem Generalstab, auch dem Überrest von Preusen beywohnte. In Wiesbaden fortgesetzte Feyer bis Mitternacht.

[45] Dienstag d. 18ten Nach Maynz, bey Kayserl. Hoheit zu Tafel, höchst gnädig und freundlich aufgenommen. Kehrte mit dem Geschencke des Prachtwerckes: Grundsätze der Strategie zurück. Tags darauf sollte die Übergabe des Johannisberges an des Kaysers von Österreich Majestät geschehen. Wozu ich dringend eingeladen ward. Als ich nun

Mittwoch d. 19ten mich früh abzufahren bereitete, trat Herr v. Hügel bey mir herein, mir gratulirend daß mir von Kayserl. Maj. die Würde eines Kommandeurs des Leopoldsorden ertheilt worden. Meine Verwunderung war groß. Nun fuhr ich mit Herrn v. Hügel auf den Johannisberg. Nach vollbrachter Übergabe, vor Tafel, wünschten mir die sämtlichen Beamten Glück, unter allerley Scherzen und Bezügen. Wie denn unter den Österreichern großes Wohlwollen gegen mich ist. Einige kannte ich schon von Böhmen her.

Und so kam ich glücklich zurück. Auch hatte Carl diese Touren schon wieder mit gemacht. Officiel ist mir von jenem Ereigniß noch nichts zugekommen. Herr v. Hügel wußte es auch nur aus den Zeitungen. Nun lebe wohl. Überstehe muthig die Systolen, die Ausdehnung wird sich geben.

Wsb. d. 20. Jul. 1815.

G.

Secretire diesen Brief, Morgen schreibe ich an Serenissimum. Es ist zwar kein Geheimniß, doch geziemt es sich daß ich davon zu erst zu ihm rede.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-79B7-4