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An Carl Friedrich von Reinhard

[Concept.]

[18. März 1825?]

Ew. Exzellenz

letzte Mittheilung, welche uns sonst so viel Vergnügen gewährt, hat dießmal die hiesige bekannte Gesellschaft, welcher Aufsicht über die Künste und sorgfältige Beachtung dessen, was darauf Bezug hat, anvertraut ist, in nicht geringe Verlegenheit gesetzt; erlauben Sie einen kurzen Vortrag der eintretenden Umstände: umsomehr als [Sie] selbst nach den letzten Schritten in diese Angelegenheit verwickelt erscheinen.

Der Bildhauer Herr Flatters zu Paris sendete, mit der Büste von Lord Byron, auch Goethens Büste an den Letztgenannten; zu gleicher Zeit zwey Büsten, gleichfalls Goethe vorstellend, an Ihro K. H. den Großherzog. Höchst Dieselben ließen dagegen Herrn Flatters die goldne Medaille mit Ihro Bildniß überreichen; wenn schon die gesandte Goethische Büste zu ungünstigen Bemerkungen Gelegenheit gab. Man hielt aber durch diese fürstliche Aufmercksamkeit diesseits das Geschäft für völlig abgeschlossen. Herr Flatters dagegen scheint sie anders ausgelegt zu haben und dieses ist es was uns Sorge macht und unangenehme Verhältnisse für die Folge fürchten läßt.

Herr Flatters spricht in dem Schreiben an Ew. Exzellenz von einer Büste Seiner K. Hoheit welche er nach der Medaille zu fertigen gedächte. Man ersucht[138] ihn aber ausdrücklich solches zu unterlassen, da ihm ja selbst, als einem geübten Künstler, wohl bekannt seyn wird daß man eine Medaille wohl nach einer gelungenen Büste nicht aber umgekehrt eine Büste nach einer Medaille fertigen könne; wie ja das Beyspiel der Goethischen Büste leider an den Tag gibt, bey welcher doch auch nicht die mindeste Ähnlichkeit übrig geblieben, indessen sie an dem Berliner Profil noch immer wohl zu erkennen ist.

Sollte nun gar von Marmorbüsten die Rede seyn, so müßte man ausdrücklich erklären daß sie hiesigen Orts nicht gewünscht werden noch angenommen werden könnten.

Wird denn schließlich in einem besondern Brief-Auszug einer Reise gedacht, welche Herr Flatters nach Deutschland unternehmen könnte, so muß man abermals entschieden erklären: daß weder die hiesigen Herrschaften noch sonst jemand von den hier markirenden Personen sich in Büste nachbilden zu lassen entschließen würden, da man in späteren Jahren keineswegs geneigt seyn kann eine Gestalt der Nachwelt zu überliefern von der schon frühere günstige Darstellungen vorhanden sind.

Verzeihen Ew. Exzellenz diese vielleicht zu offenherzige Äußerungen, aber es blieb dem Kreise der Weimarischen Kunstfreunde dießmal nichts weiter übrig, da sie wegen alles dessen, was sie unternehmen und zulassen, vom Hofe abhängig und demselben verantwortlich [139] sind, als sich hierüber unbewunden zu erklären. Denn in welcher Lage würden wir uns befinden wenn Herr Flatters, mit unserem Vorwissen, solche Schritte thäte, welche zuletzt von den höchsten Herrschaften nicht anerkannt und gewiß gemißbilligt würden, woher sollte Remuneration und Bezahlung erfolgen, da mit dem Künstler kein Contrackt geschlossen, keine Casse hiezu beauftragt ist.

Ist aber nunmehr wie es durch Gegenwärtiges geschieht Herr Flatters vollkommen von der hiesigen Lage, von den Gesinnungen des Hofes und solcher Personen unterrichtet, welchen dergleichen Geschäfte in der Regel aufgetragen sind, so würde er sich selbst zuzuschreiben haben wenn ein Geschäft das gar nicht hätte begonnen werden sollen am Ende nur mit Schaden und Unannehmlichkeit für ihn auslaufen kann.

Wir bitten um Verzeihung mit Gegenwärtigem lästig zu seyn; es blieb uns aber nichts übrig als dieses auszusprechen und Ew. Exzellenz um weitere Beförderung gehorsamst anzugehen, weil ja das Geschäft durch einen besondern Gang an Hochdieselben gelangt und uns durch Ihre Hand zur Kenntniß gekommen ist. Sollte aber die Sache auf dem eingeschlagenen Wege fortgegangen seyn, so würden auch Sie zuletzt, welches uns äußerst mißfällig gewesen wäre, in die unangenehmen Folgen verwickelt werden, da Sie, durch diese Erklärung, von der [140] wir die getreue Abschrift behalten, so gut wie wir gesichert sind.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Carl Friedrich von Reinhard. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-79B8-2