29/7980.

An Adalbert Schöpke

[Concept.]

Auf Ihre freundliche Sendung halte ich mich verpflichtet zu erwidern: daß die mir mitgetheilten Compositionen sowohl hier als in Berlin, wohin ich sie an Freunde und Kenner gesendet, gute Aufnahme gefunden, deshalb ich Sie denn wohl ermuntern darf auf dem Wege den Sie erwählt und den Ihnen die Natur anweist treulich zu verharren.

Die Fragen die Sie mir vorlegen lassen sich vielleicht gar nicht beantworten, ob schon im Gespräch Andeutungen zu geben wären, die dem praktischen Künstler Vortheil brächten.

Auf Ihre Frage zum Beyspiel was der Musiker mahlen dürfe? wage ich mit einem Paradox zu antworten Nichts und Alles. Nichts! wie er es durch die äußern Sinne empfängt darf er nachahmen; aber Alles darf er darstellen was er bey diesen äußern Sinneseinwirkungen empfindet. Den Donner in Musik [53] nachzuahmen ist keine Kunst, aber der Musiker, der das Gefühl in mir erregt als wenn ich donnern hörte würde sehr schätzbar seyn. So haben wir im Gegensatz für vollkommene Ruhe, für Schweigen, ja für Negation entschiedenen Ausdruck in der Musik, wovon mir vollkommene Beyspiele zur Hand sind. Ich wiederhole: das Innere in Stimmung zu setzen, ohne die gemeinen äußern Mittel zu brauchen ist der Musik großes und edles Vorrecht.

Empfehlen Sie mich in Ihrem ehrwürdigen Kreise, und [lassen mich] wenn ich dieß Jahr nach Töplitz kommen sollte einer freundlichen Aufnahme genießen.

Jena den 16. Februar 1818.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An Adalbert Schöpke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-79D7-B