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An den Großherzog Carl August

Ew. Königl. Hoheit

vermeide schuldigst nahestehendes, was von einiger Bedeutung in meinem Kreise vorgefallen.

1) Die Zeichenschule im Jägerhause ist eröffnet worden, und sogleich hat sich der Vortheil der Einrichtung hervorgethan, daß man die Schüler in Classen ordnete und in zwey Zimmer vertheilte. Dadurch ist die Ruhe auf einmal entschieden und die Aufmerksamkeit hergestellt. Der Eifer unter den Kindern ist groß, wir wollen suchen, diesen Sommer über soviel Feuer in die Sache zu bringen, daß der Winterfrost allenfalls überwunden werden kann.

Der Anbau auf der Esplanade ist auch im vollen[111] Gang. Das ausgegrabene Erdreich, da ein Keller angelegt wird, konnte gleich zum Aufschütten hinter dem Vorwerke gebraucht werden. Haben wir diese noch beabsichtigten Räume, so sind Lehrer und Schüler wohl untergebracht, und man darf unter diesen Umständen gute Früchte erwarten.

2) Wegen des Bildhauer Kaufmann habe ich die Sache mit Jagemann beredet, und ist diesem ein kleiner Aufsatz gegeben, wornach er ihm den Antrag ma chen kann. Die Zeichnung zu dem großen Altarblatt ist von obenherein schon ausgeführt. Der Gedanke ist recht gut. Wir haben über die räumliche Einrichtung des Ganzen freundliche Rücksprache genommen.

3) Das Heimische Kabinett ist in 7 Kisten in Jena angelangt, die Einrichtung des Zimmers, wo es ausgestellt werden soll, durch Umstände verzögert. Der Catalog zeugt von unglaublicher Aufmerksamkeit des Mannes auf diese Gegenstände.

4) Döbereiner richtet sich ein. Seine große zielgemäße Thätigkeit macht Freude. Er spricht nicht ein Wort, das nicht belehrend wäre. Ew. Hoheit haben ihn gut gebettet, und er wird uns bleiben.

5) Das Stück Garten der Sternwarte gegenüber lassen wir nicht aus dem Auge; die Forderung: von 800 rh. für 79 ☐Ruthen Fläche ist freylich unverschämt.

6) Die Medaillen von Paris sind auch zu uns [112] gelangt. Ew. Hoheit haben sie gesehen, man kann damit gar wohl zufrieden seyn. Das Gewand nimmt sich recht gut auch, doch konnten wir uns mit dem vorgeschlagenen Lorbeerkranz nicht befreunden und haben darauf gestimmt, daß es bey der ersten Bestellung sein Bewenden haben möge.

Futterale sind auch bestellt, für die goldenen sämmtlich, für die silbernen zwölf.

unterthänigst

Weimar d. 19. Jul. 1816.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-79FA-E