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An August Claus von Preen
Ew. Hochwohlgeboren
erfreuliches Schreiben erhielt ich zugleich mit einem von Herrn Director Schadow. Mir war es ein sehr erwünschtes Ereigniß, daß dieses bedeutende Geschäft auf eine so entschiedene Weise seinen Fortgang nimmt. Die an mich ergangene Frage, bey welcher man mir behauptet, die Ehre der Entscheidung überläßt, verfehle daher nicht nach meiner Überzeugung zu beantworten.
Da es einmal zur Sprache gekommen, ob nicht die Statue mit acht Fuß zu klein seyn könne; so dürfen wir die im Contract nachgelassene Erhöhung zu neun Fuß nicht aufgeben. Wenn man auch in solchem Falle weder mit den nahstehenden Gebäuden noch mit dem Gewölbe des Himmels wetteifern will, so wird es doch wohlgethan seyn, dieser Statue, die aus ziemlicher Ferne gesehen werden soll, eine der menschlichen Natur nicht gegönnte Größe zu verleihen. Macht man die Statue neun Fuß hoch, so hat man alles gethan was zu fordern ist, und die Argumente die man dem entgegensetzen dürfte, der mehr verlangt, ergeben sich von selbst.
Eins noch füg' ich hinzu aus optischen Gründen. Es ist zu wünschen daß eine Statue von Erz, welche immer ein dunkles Ansehn behauptet, so groß sey, daß sie im Auge etwas verlieren könne, weil der dunkle Körper gegen hellen Grund immer kleiner erscheint
[38] Noch eine Bemerkung sey mir erlaubt. Ob ich gleich nicht weiß, inwiefern sich die Blutstraße gegen den Hopfenmarkt wagerecht verhält, wahrscheinlich aber der Unterschied in Betrachtung des flachen Erdreichs nicht groß ist; so wird demohngeachtet immer räthlich seyn, den Sockel des Piedestals noch um wenigstens einen Fuß zu untermauern und von allen Seiten das Pflaster heranzuführen. Auf das mehr oder weniger kann nur Einfluß haben, inwiefern das Terrain von allen Seiten gegen den Standort der Statue steigt oder fällt. Es ist dieß eine Sache des Geschmacks die ein Baukünstler wohl gleich ausmitteln wird, aber eine Hautbetrachtung, weil der letzte Effect hievon abhängt.
Daß Herr Hofrath Hirt der Berathung bey diesem wichtigen Werk sich unterzieht, ist höchst erfreulich und dankenswerth.
Inschriften in deutscher Sprache sind schwierige Aufgaben; scheint mir etwas zu gelingen, so sende solches zur Beurtheilung.
gehorsamst
J. W. v. Goethe.
Beyliegendes Schreiben an Ew. Hochwohlgeboren war gesiegelt, als das Heft bey mir anlangte, welches durch meine vorjährigen Reisen am Rhein und Mayn verursacht worden. Ich enthalte mich nicht es zugleich zu übersenden, da man sich gern überzeugt, daß[39] Deutschland nach allen Himmelsgegenden Kunstschätze zu würdigen und Kunsterzeugnisse zu befördern auf dem Wege geneigt ist.
Da mein zu Sendendes hiedurch eine Art von kleinem Päckchen wird, so lege noch ein Steinmuster bey mit folgender Bitte.
Unter den Mustern die von Mecklenburgischen geschliffenen Tafeln oder Platten uns zu Theil geworden, befindet sich auch beygehendes, welches für mich in geologischem Sinne von großer Bedeutung ist, und wovon sich auch hier auf dem großherzoglichen Schlosse eine Tafel befindet. Sollte bey denen Arbeiten, welche zu dem Piedestal der Statue nöthig sind, diese Steinart vorkommen, oder sonst auf der Schneide- und Schleifmühle sich eine dieser Art finden, so ersuche ich Ew. Hochwohlgeb. sie für mich anzuschaffen. Sehr angenehm wär es, wenn größere Theile von fremdartigen Geschieben darin enthalten seyn könnten. Dabey würde es für mich von gleich großem Interesse seyn, wenn rohe Bruchstücke oder Abfälle dieser Ar mir zugleich zu Theil würden.
Verzeihen Ew. Hochwohlgeboren dieses ganz besondere Ansuchen: eine ernste Liebhaberey aber in einem gewissen Fach entschuldigt auch die Unbequemlichkeit welche Gönner und Freunde zu erdulden haben.
gehorsamst
Goethe. [40]