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An Christiane von Goethe

Der Versuch von August war uns sehr angenehm. Wir hätten gewünscht, daß er länger geblieben wäre. Warum er so schnell forteilt, wird er dir selbst erzählen. Sage Lorzingen etwas Freundliches darüber, [253] daß ich ihn nicht zu Tisch behalten habe. Wir haben wenig zu essen, und ich wollte mich doch auch mit August etwas freyer unterhalten. Die Morcheln in der Schachtel sind für Aten, sie soll sie aber gleich kochen, weil sie noch so ziemlich frisch sind. Die Bohnen schickt Madam Frommann.

Nun laß mir vor allen Dingen noch einen blauen Überrock, ein paar schwarze Hosen und ein paar Stiefel machen. Diese soll aber der Schuster ja nicht enger machen als die letzten, wegen der warmen Strümpfe.

Ferner schicke mir zunächst aus der mittelsten Schublade rechter Hand meines Schreibtisches die zwey hübschen Portefeuilles, das violettsammtne, und das andre mit zwey Farben gestickte von der Herzoginn von Curland.

August wird dir sagen, wie ich über die letzten vierzehn Tage denke. Ich halte es mit euch für besser, nicht mit herüberzukommen. Riemer käme etwa den 9. zu Schillers Gedächtnißfeyer. Ihr brächtet ihn Sonnabend wieder zurück. Wir blieben den Sonntag zusammen, und dann ging' ich Montag oder Dienstag fort. Es ist allerdings nothwendig, daß ich nach Carlsbad eile, weil es eine Große Noth um Quartiere seyn wird; ob es mir gleich nicht bange ist, unterzukommen.

Lebe recht wohl! Denke alles recht durch und bereite es vor, daß am Ende nichts fehlt. Die Pässe [254] laß, auch auf der Polizey ausfertigen und sie vom Sonntag Jubilate, das ist den 13. May datiren. Übrigens sagst du Niemanden, weder wann ich gehe, noch daß ich nicht mehr hinüber komme. Hast du denn Mad. Dillon besucht?

Jena den 29. April 1810.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7A0E-B