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An Christoph Ludwig Friedrich Schultz
[5. November 1823.]
Seit Ihrer Abreise bin ich noch nicht zu mir selbst gekommen, und diesen November, fürcht ich, wird es so fortgehen. D'Alton erwart ich in diesen Tagen und von ihm manche Belehrung. Besonders hoff ich abzuschließen über die bey Weimar im Tuff sich immerfort vorfindenden Elephanten-, Pferde- Hirsch- [Knochen] und eines von der Erde verschwundenen Thieres Palaeotherium, dessen Zähne besonders schön und merkwürdig sind.
Von München sind die Palmen des v. Martius angekommen, ein merkwürdig schönes Werk, besonders aber ein geschriebener Aufsatz höchst liebenswürdig, über den Wachsthum der Palmen vom ersten Keim aus der Nuß an bis zu Blüthe und Frucht und bis zum neuen Fortwuchs und neuer Blüthe und Fruchtreichtum.
Von Ernst Meyer habe einen sehr bedeutenden Brief; mehrere junge Leute erscheinen trefflich.
[267] Vom neuen Hefte Kunst und Alterthum geht heute der 6. Bogen zur Revision, zur Naturwissenschaft sind zwey zur Morphologie einer abgedruckt. Wenn es in dieser Proportion so fortgeht, so müssen wir um Neujahr weit seyn.
Die neue Ausgabe meiner Werke ist mit Cotta zur Sprache gekommen, der sich im Allgemeinen willfährig erklärt. Das Nähere wart ich ab; sobald ich ein Resultat gewahr werde, erfahren Sie solches.
So klang es ohngefähr, als Madame Szymanowska wegging, wo ich Vorstehendes zurückhielt und gleich nachsenden wollte. Doch so wohl ist mir's nicht geworden: denn seit jener Zeit hat mich ein katarrhalischer Zustand ergriffen, der, wenn er auch in mein Inneres nicht eindrang, mir doch von außen und nach außen gar vieles verkümmerte.
Zelters Gegenwart hebt und trägt mich schon seit mehr als acht Tagen; der Druck meiner Hefte geht fort; zu gutem Vorrath kommt noch einiges Glück, und so tröst ich mich in meinen Leiden. Am Ende des Jahrs wollen wir denn sehen, ob doch noch irgend ein löbliches Resultat von einer so genirten Existenz übrig bleibt. Alles Gute mit Ihnen; Zelter wird manches zu erzählen haben und mein Schweigen suppliren.
treu angehörig
J. W. v. Goethe. [268]