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An Johann Heinrich Meyer

Hiebey erhalten Sie, mein werthester Freund, unsern Rhein- und Maynheft, welcher eine ernst-heitere Miene macht. Was er Ihnen verdankt, erkenne ich auf's allerbeste. Geben Sie ihn noch nicht aus Händen, bis er von Leipzig her schwirrt, am dritten Heft wird schon angefangen zu drucken, damit nur etwas vorgearbeitet ist, denn was in den Druckereyen für ein Gedruckse ist, erfahre ich erst jetzt, wenn ihnen die Messe nicht auf die Nägel brennt, so fördern sie bald das eine, bald das andere, wie es ihnen bequem und vorteilhaft ist, und man kommt nicht vom Flecke.

An der Morphologie wird auch gedruckt, und ich denke so manchen versandeten Kahn wieder vom Ufer in's frische Wasser zu schieben.

Man wird Ihnen zugleich mit diesem Packete die Lortzingische Zeichnung bringen, Sie erinnern sich der beabsichtigen Unterschrift. Da der Raum unter dem Bilde so schmal ist, so ging das von Ihnen gezeichnete Schildchen nicht hinein, ich dächte wir verführen damit folgendermaßen.

[66] Sie ließen einen schmalen Streifen mit der Farbe des Grundes färben, und durch einen Schönschreiber, deren es ja mehrere giebt, die Worte:

Johann Friedrich Churfürst zu Sachsen.

drunter schreiben, vielleicht ohne Einfassung und in gerader Linie; doch wünschte ich die altdeutschen Buchstaben, wie sie uns die Titel der englischen Bücher häufig darbieten. Wäre der Name reinlich geschrieben, so legten Sie den Streif in den Rahmen, und man hätte nicht zu besorgen, daß bey dieser Gelegenheit an der Zeichnung etwas beschädigt würde. Das fertige Ganze wird Ihro Königl. Hoheit der Großherzogin zugestellt.

Wollen Sie die 40 Blätter Anfangsgründe der Landschaftszeichnung für die 3. Classe anschaffen, so würde es mir sehr angenehm seyn. Ich freue mich unendlich daß unsere Sachen so gut gehen, und hoffe die günstigen Musen werden auch unsern babylonischen Bau zu Stande bringen. Bis dahin wollen wir uns noch ein wenig geniren und alsdann Geduld und Hoffnung durch eine erfreuliche Ausbreitung belohnt sehen.

Lassen Sie die W. K. F. nur, wie herkömmlich, mit Ernst und Treue fortschreiten, das Echte drang schon durch und wirkt immer so fort. Boisserée schrieb mir ein sehr erfreuliches Urtheil über diesen Fiorillo. Er sieht mit uns ein, daß man alles was man aus ihm lernt umlernen müsse, wenn es dem [67] sinnigen Menschen brauchbar seyn soll. Wir behandeln die Niederländer auch als Landsleute, denn so närrisch ist der patriotische Deutsche, daß er versichert er könne ganz für sich bestehn, indem er sich sogleich die Verdienste aller Völker anmaßt und versichert alle Nationen stammen von ihm ab, oder seyn wenigstens ihm von der Seite verwandt. Ein lustiges Adamskind.

Erlebe ich hier schönes Wetter und gute Zeit, so sind Sie, wenigstens auf einige Tage, eingeladen, sind die lieben Prinzeßchen hier, so gäben Sie ja wohl etwas zu.

Fräulein Martin grüßen Sie zum schönsten, gestern unter Schnee-Sturm und Gestöber will man die Nachtigall gehört haben, sie mag sich sehr verwundern im Saalathen, wo sie sonst schon am 15. vom Frühling empfangen wurde, gegenwärtig so schlecht aufgenommen zu seyn, sobald ich sie selbst höre, erhält die Freundin Nachricht durch eine Estafette, nur fürchte ich durch diese die Ankunft der lieben Kinder nicht beschleunigt. Auch wünsche ich niemandem jetzt in Jena zu seyn, der nicht viel in der Stube zu thun hat.

Empfehlen Sie mich Ihro Kaiserl. Hoheit auf's angelegenste, schreiben Sie oft und mancherley, an freundlicher Erwiderung soll's nicht fehlen. Das herzlichste Lebewohl.

Jena den 24. April 1817.

G. [68]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7A47-9