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An Christian Gottlob Voigt d. J.

Mit Dank, lieber Herr Regierungsrath, erwiedere ich Ihren Brief, und wünschte nur, daß Jena näher an Weimar läge, oder daß wir uns die Loderische Beweglichkeit zu eigen machen könnten.

Wenn das metallne Modell zur Medaille ausgearbeitet ist, so besuchen Sie mich wohl, aber bei [373] früher Tageszeit und nähmen Ihr Mittagessen mit bei dem Major, oder bleiben bei Nacht, wo für Sie und Ihre liebe Gesellschaft gut gesorgt sein soll.

Meine Büste möchte ich nur im äußersten Nothfall, so gern ich sonst willig bin, hergeben. Ein so guter Abguß wird schwerlich wieder hergestellt, und die Meinigen haben eine Art von Neigung zu diesem Exemplar, die bis an den Aberglauben grenzt, die ich gern respectire. Übrigens liegt die Form von dieser Büste bei mir, woraus man allenfalls wieder einen Abguß nehmen könnte. Ich weiß nicht, ob sie Wolf oder Hoffmann bei ihrer Abreise an mich geschickt.

Da die Fabrik des Alten Literarischen Zahnpulvers nun völlig weggewichen, so muß man sehen, ob die Neue in Reinigung des Gebisses, welches die Autoren gewöhnlich vernachlässigen, eine bessere und durchgreifende Wirkung thut.

Bei meiner Überzeugung, daß jeder Mensch in der Welt sehr entbehrlich ist, muß ich mir eine Illusion machen, daß ich gegenwärtig hier nöthig sei; das kann man nur durch ununterbrochene Thätigkeit, worin mich eben Freund Meyer zu unterstützen kommt.

Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Vater, welcher ein kleines Packetchen mineralogisirenden Inhalts empfangen haben wird; die Masse der concernirenden Papiere ist schon in ein Kästchen eingeschlagen, das[374] den nächsten Sandfuhren als blinder Passagier mitgegeben werden soll.

Es ist recht Schade, daß Ihre Bestimmung Ihnen nicht einen etwas weiteren Spielraum erlaubt, die jetzigen für uns und, wenn ich nicht sehr irre, für das Ganze bedeutende Momente ließen mich die Nähe einer jüngern Natur wünschen, wodurch manches für den Augenblick belebt und für die Folge erhalten werden könnte.

Leben Sie indessen recht wohl. Durch Meyers Ankunft und mancherlei Einschiebsel werde ich genöthigt früher, als ich wollte, zu schließen.

Liebe und Vertrauen.

Goethe.

Jena, am 9. December 1803.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1803. An Christian Gottlob Voigt d. J.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7A6A-A