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An Alfred Nicolovius

[Concept.]

Der Caviar ist glücklich angekommen und bey'm Genuß desselben hat die sämmtliche Familie dich gelobt, welches nicht immer der Fall ist. Nächstens kommt dagegen abermals ein Schwänchen von verschiedenen Ingredienzien. Auch der Inhalt des neusten Stücks von Kunst und Alterthum mit Bitte um gefällige Publication.

Deinen Schützling Reinhardt behalte gern im Andenken, da seine Arbeiten mich selbst höchlich interessiren, doch ist im Augenblicke nichts zu entscheiden. Schreibe mir wie sich die Sammlung der Abdrücke zu dem gedruckten, mir mitgetheilten Catalog verhält und ob sie nach demselben geordnet und numerirt sind. Wenn er etwas von dem Preise nachließe und terminliche Zahlungen annähme, würde sich's vielleicht machen; doch wird sich dieß nur in einiger Zeit bestimmen lassen.

[130] Verziehen sey mir gleichfalls wenn ich Bedenken trage ein Attestat für Lieber auszustellen, da ich seine Persönlichkeit gar nicht kenne und sein Talent nicht zu beurtheilen weiß. Ein mehrjähriges genaues Verhältniß zu Herrn Doctor Noehden (der als trefflicher Sprachforscher in London anerkannt war, Grammatik und ein Dictionnaire geschrieben hatte, hochgeschätzt von allen,) hat mich belehrt, was man dort von einem solchen Manne erwartet und fordert; entschuldige mich auf's beste seinen Gönnern und Freunden.

Die nun auch angekommene überraschende Sendung der schönen Abdrücke in verschiedenen Spiegeln fordert uns zu neuem Danke [auf]. Nimm aber, bis die Zeit einer möglichen Erstattung herankommt, immer noch einige Aufträge gefällig an: und so folgt denn die Anzeige von Kunst und Alterthum, welche zum Drucke zu befördern bitte. Vielleicht kannst du als ein wahrer Diplomat bewirken, daß sie billiger Weise an eine bessere Stelle gelange, als meine letzte Anzeige, die so in den Winkel, unter den Scheffel, gerathen ist, daß sie kaum zu seyn möchte. Die Vorrede zu Manzoni's Werken, oder vielmehr eine traute Einleitung dazu, sende vorläufig; das Werk folgt nach, ein Exemplar soll auch meinem werthen Neffen zugeschrieben werden. Empfiehl mich Herrn Vater bestens und leg ihm zu guter Stunde was von mir einkömmt und anlangt bescheidentlich vor.

[131] Ferner habe zu melden, daß zwischen die Hefte des nächsten Päckchens einige Abdrücke in Siegellack gelegt habe, die vielleicht Herrn Reinhardt angenehm sind, da ich aus den übersendeten Spiegeln sehe, daß er, wie er auch ganz wohl thut, sein Bereich weit auszudehnen Absicht hat. Verzeichniß, Wunsch und Vorschlag liegen bey. Sodann möchte ich auch nach den angeschriebenen Nummern der mir übersendeten Abdrücke dieselben verzeichnet haben. Die meisten erklären sich zwar selbst, aber es sind doch noch problematische darunter. Auch möchte gern nach dem Preise solcher eingerahmten kleinen Sammlungen fragen, theils weil es nicht räthlich ist, bedeutende wechselsweise Schulden zu häufen, ohne einmal abzurechnen, besonders aber denjenigen Auskunft zu geben, welche dergleichen zu besitzen wünschten.

Nun aber noch einen Auftrag: ich wünschte ein Paquetchen Samen vom Seekohl, wenn es auch nur ein paar hundert Körner wären, aber bald, da die Jahrszeit schon weit vorgerückt ist.

Nun aber noch zu einem bedeutenden Auftrage, an dessen gefälliger Besorgung mir viel gelegen ist: In dem Catalog der Hinterlassenschaft des Doctor Kohlrausch findet sich Seite 1 Nr. 15: Antinous von Mondragone (colossal und selten). Erkundige dich, wer ihn erstanden hat, Künstler, Kunstliebhaber oder irgend ein Museum? Wer ihn besitzt, wird ihn nicht wieder herausgeben, aber es entsteht die Frage, ob[132] man nicht selbst räthlich finde, ihn abgießen zu lassen? Ich sollte denken, es wäre in jedem Sinne vortheilhaft; erkundige dich deshalb mit deiner gewöhnlichen Agentenklugheit, wie schon gesagt: wie er sich befindet, und ob das Unternehmen für thunlich gehalten wird?

Weimar den 11. April 1827.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Alfred Nicolovius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7A7A-6