[1] 1785

7/2040.

An Carl Ludwig von Knebel

Nochmals Glück zum neuen Jahr, das ich mit guten Vorbedeutungen angetreten habe, mögen sie auch meine Freunde gelten.

Die schöne Schlittenbahn hätte uns zu dir hinübergelockt, wenn nicht Frau von Stein Gäste von Rudolstadt gehabt hätte die hiehergekommen waren Frau v. Reck zu treffen. Diese sonderbare Frau ist auch wieder weg. Sie war hier nicht in ihrem Elemente, sie mag gern alle und iede geniesen und sich überall so gut aufgenommen sehn wie sie ieden aufnimmt. Man war ihr höflich mehr als herzlich. Mir ist's wenigstens nicht gegeben gegen die Menge und mit der Menge herzlich zu seyn.

Hier schicke ich deine Übersetzung zurück, sie ist sehr lesbar und schön, fahre ia fort daß du wenigstens den Catilina vollendest. Gegen das Original konnt' ich sie nicht halten.

Wie geht es sonst? du hast einige Besuche gehabt.

Schreibe mir doch manchmal und verzeihe wenn ich nicht antworte, wenigstens nicht gleich. Diese Tage war es mir unmöglich.

[1] Rückst du in der Mineralogie vor? ich habe in diesem edlen Studio seit meinem letzten Ilmenauer Aufenthalt nichts gethan, desto frischer soll es gehn wenn ich wieder dran komme.

In den andern Theilen der Naturlehre treibe ich mich mit Herdern durch disputiren immer weiter. Er ist fleisig an seinem zweyten Theile.

Der alte Semmler hat sich auch in dieses Fach gewendet, es hat mich auserordentlich gefreut. Bey der offenbaren Nichtigkeit sovieler andrer Dinge und der Wahrheit und Wichtigkeit der sich ewig immer gleichen Natur giebt mich's nicht wunder. Ich hoffe noch auf mehr Proselyten.

Er hat angefangen eine Nachlese zur Bonnetschen Insecktologie herauszugeben, und ist derselbe wie er sich in seinen ältern Schrifften gezeigt hat.

Lebe wohl. Da mich der Frost nicht zu dir gebracht hat bringt mich vielleicht das Thauwetter.

Eine Empfehlung an die Hausgenossen Hofrath Loder und Büttner.

Adieu. Der Herzog macht noch nicht Miene zu kommen.

Weimar, d. 6: Jan. 1785.

G.


Imhofs Brief war mir angenehm zu lesen. Da sind die Fische recht im Wasser, schade daß sie keine Englische Flosfedern haben.

Schicke mir doch Gerhardts Mineralogie zurück.

[2]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7A8D-B