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An Friedrich Schiller

Die Nachricht von Ihrer baldigen Ankunft erfreut mich sehr und ist die schönste Hoffnung die mir die wieder rückkehrende Sonne bringt. Auf die Farbenlehre habe ich auch nicht einen Augenblick denken können, ich will diese nächsten Tage noch mancherley Geschäfte schematisiren und aufs nächste Jahr einleiten, damit ich, wenn Sie herüber kommen, ganz frey bin.

Es ist so ein unendlich seltener Fall daß man sich mit und an einander bildet, daß es mich nicht mehr wundert wenn eine Hoffnung, wie die auf eine nähere Communication mit Schelling, auch fehl schlägt. Indessen können wir doch immer zufrieden seyn daß er uns so nahe ist, indem wir doch immer gewissermaßen das was er hervorbringt, werden sehen, auch macht sichs vielleicht mit der Zeit.

Zum l'hombre wünsche ich Glück! Sie werden in der Anthropologie selbst die Apologie des Spiels [353] finden und ob ich gleich persönlich keine Idee habe, wie man sich dabey zerstreuen oder erfreuen könne, so zeigt es mir doch die Erfahrung an so viel Menschen. Mich entschädigen in solchen Augenblicken mancher ley wissenschaftliche Spiele, wie Mineralogie und dergleichen. Freylich sind die Abende jetzt sehr lang und unfruchtbar.

Das Thouretische Quartier steht, so viel ich weiß, ganz leer, ist rein und dürfte nur meublirt werden, wofür ich schon sorgen will. Es sind zwey heizbare Zimmer und einige Kammern.

Gern lasse ich Sie nicht aus meiner Nähe, doch ist freylich das Quartier das ich Ihnen anbieten kann, besonders im Winter, nicht bequem. Wir müssen nur eine Einrichtung treffen, denn sonst verlieren wir Zeit und Gelegenheit.

Wegen des Thouretischen Quartiers erfahren Sie Mittwochs mehr.

Könnten Sie mir die Rolle für Wallensteins Gemahlin gleich senden, so schicke ich sie unserer neuen Actrice nach Regensburg. Sie hätte auf der ganzen Herreise Zeit daran zu lernen und, da sie den 14. kommt, so träfe sie noch eben zur rechten Zeit ein daß das Stück auf den 30. gegeben werden könnte.

Leben Sie recht wohl, in Hoffnung Sie bald wieder zu sehen werde ich noch manches was uns hindern oder stören könnte wegarbeiten.

Weimar d. 22. Dec. 98.

G. [354]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7A96-6