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An Christiane von Goethe

Weimar den 7. November 1808.

Da du nun Anstalt machst von Franckfurt abzugehen, will ich versuchen und hoffen mit diesem Brief dich noch zu erreichen. Leider gehen die Briefe hinwärts so langsam, daß ich noch nicht einmal weiß, ob du den meinigen, der dir das Bürgerwerden für den Augenblick abrieth und vom 27. October war und eigenhändig, erhalten hast. Doch ist das von keiner Bedeutung: denn wenn man auseinander ist, muß Jedes nach seiner Überzeugung und nach den Umständen handeln, das Übrige giebt sich alles.

Dein Eingemachtes und die Kastanien sind glücklich angekommen. Die Kasten und was du sonst schickst, sollen nicht eröffnet werden bis du selbst dabey präsidirst. Alles geht auf die gewohnte Weise, d.h. [199] zwischen dem Guten kommt einmal was Abgeschmacktes und gelegentlich was sehr Abgeschmacktes vor. Da muß man denn nur suchen, es wieder ins Gleiche zu bringen und nicht aufs äußerste zu gerathen. So sind z.B. beym Theater Dinge vorgekommen die viel gelinder abgegangen wären, wenn du dagewesen wärest. Doch hoffe ich die Sache noch so zu halten, daß der Riß wieder zu heilen ist. In die Länge geht's freylich nicht; doch will ich, so lange ich noch einen Zug thun kann, mich nicht ungeschickter Weise gefangen geben.

Allen Freunden, ehe du von Frankfurt weggehst, wirst du die besten und verbindlichsten Sachen sagen. Bist du einmal zurück, so will ich allen denjenigen schreiben, wie du es für gut und nothwendig hältst.

Wegen deiner Herreise von Heidelberg weiß ich weiter nichts zu sagen. Von Würzburg aus erkundige dich selbst. Ich glaube nicht, daß es gut ist über Bamberg zu gehen, sondern auf Meiningen. Kömmst du nach Bamberg so sind Paulus da. Von Meiningen laß dir auch eben am Orte rathen. Du kannst auf Eisenach, auf Gotha, auf Erfurth deinen Weg richten. Bey allem ist ein Für und Wider, je nachdem die Jahrszeit sich findet und die Wege. An August habe ich nach Heidelberg geschrieben und was ich dort von euch wünsche; besonders daß ihr nach Mannheim fahrt und Herrn und Frau von Luck besucht. Es ist mein Wunsch; du weißt, daß ich nicht gern sage [200] mein Wille. August drückt sich von solchen Verhältnissen weg, das nehm' ich ihm nicht übel. Aber du mußt diese Personen mit ihm sehen. Du fühlst warum, und die ganze Sache ist ja nur eine Spazierfahrt. Lebe recht wohl.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7AC9-3