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An Leopold Edlen von Lämel
Indem ich den Chef eines angesehenen Handelshauses wegen einer sehr kleinen Angelegenheit, die mir aber in dem Augenblicke von Bedeutung war, anzusehen mich entschloß, mußte ich voraussetzen daß seine Nachsicht und Gefälligkeit eben so groß seyn werde als seine Thätigkeit und sein Einfluß, und ich will nicht leugnen daß ich den Schritt mit einiger Bedenklichkeit gethan habe. Allein diese meine Besorgniß wird auf die schönste Weise beseitigt, ja beschämt, indem jemand de Seinigen meinen Wünschen auf die heiterste Weise entgegenkommt und meine Bedürfnisse für den Aufenthalt in diesen Gegenden vollkommen befriedigt.
Die mir zugedachte Weine, für die ich mich als einen dankbaren Schuldner bekenne, sind heute glücklich angelangt und sollen nicht anders, als auf Ihre Gesundheit und in Erwähnung der Gastfreyheit, womit Sie mich in Böhmen empfangen, fröhlich genossen [21] werden. Möchten mir es doch Zeit und Umstände erlauben vor Ihnen und vor den werthen Ihrigen in der Hauptstadt selbst dankbar zu erscheinen.
Wie es Ihnen aber gewiß nicht unbekannt ist daß derjenige, dem man eine Gefälligkeit erweist, dieses leicht als eine Zusage für künftige Vorkommenheiten betrachtet, so nehme ich mir gegenwärtig die Freyheit Sie zu ersuchen, mir für 200 fl. Silber-Einlösungsscheine gefällig zu übersenden, und ich werde nicht verfehlen die Schuld entweder sogleich hier an Ihre Ordre, oder wie es sonst beliebig wäre zu entrichten.
Indem ich nun um Verzeihung dieser abermaligen Bemühung zu bitten habe, muß ich mir jedoch die Erlaubniß vorbehalten in ähnlichen Fällen mich künftig an Dieselben wenden zu dürfen.
Der ich, unter vielen Empfehlungen an die werthgeschätztesten Ihrigen, die Ehre habe ich mich zu unterzeichnen
Ew. Wohlgeb.
ergebensten Diener
J. W. Goethe.