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An Carl Ludwig von Knebel

Ich muß dir mein lieber Freund doch nun auch für deine Elegien danken, die ich in demselben Zimmer erhielt, wo du mir die ersten Versuche dieser Übersetzung manchmal vorlasest. Vieles hat sich mit uns, vieles hat sich seit der Zeit in der Welt verändert und doch bleiben diese artigen Werke der Kunst immer das was sie waren und ergötzen noch jetzt, wie vormals, den, der sie zu empfinden und zu schätzen versteht. Eine öffentliche Meldung dieser verdienstlichen Arbeiten wird, wie man mir versichert, bald erscheinen. Ich erwarte daß sie der Sache gemäß, das heißt ehrenvoll seyn werde.

Ich habe den größten Theil der Elegien wieder gelesen und sie haben eine Erschütterung in meiner Natur hervorgebracht, wie es Werke dieser Art zu thun pflegen, eine Lust etwas ähnliches hervorzubringen, und die ich vermeiden mußte, weil ich gegenwärtig freylich ganz andere Dinge vorhabe.

Das zweyte Stück der Propyläen ist abgesendet und das dritte stellt sich schon zusammen. Eine solche vierteljährige periodische Ausgabe fordert zu anhaltendem Fleiß auf, besonders wenn man es ernstlich nimmt. Doch ist es gut wenn man ein so bestimmtes Pensum hat, denn man kann immer mehr thun als man thut. Besonders will ich den Winter zu diesen [322] Arbeiten anwenden und sehen ob ich das Frühjahr nicht wieder etwas poetisches hervorbringen kann, es liegt noch so manches unvollendetes da, das ich seiner Erscheinung langsam entgegen schiebe.

Seit 18 Tagen bin ich nun wieder in deiner alten Stube, in der nichts als der Ofen verrückt ist, der nun aus dem kleinern hintern Zimmer eingeheizt wird, wodurch ich viel Holz erspare und um vieles behaglicher wohne.

Die Steine deines kleinen Schränkchens sind in vier Kästchen nach Weimar abgegangen, die feinern Sachen findest du darin besonders wieder in Schachteln gepackt und ich wünsche daß alles wohlbehalten bey dir ankommen mag. Einiges davon ist noch in einzelnen Schachteln in meinen Händen, die ich auch einmal mit einer größern Sendung nachschicken will.

Deine Landcharten sollen nun auch aufgerollt werden, wie du verlangst, und nachfolgen. Inzwischen wird dein Geist und dein Andenken so leicht nicht aus diesem Kreise verschwinden.

Meyer grüßt schönstens und wird selbst schreiben, so dankt auch Schiller für das überschickte Exemplar.

Hier geht alles in seinem gewöhnlichen Fleiße fort, und es ist wirklich interessant so viele Menschen zu sehen von denen jeder arbeitet als wenn er für alle arbeiten müßte, diese Betriebsamkeit hat für mich immer etwas Ansteckendes.

[323] Nun sage mir doch auch, wie du dich in deinen beschneyten Bergen befindest, denn der Schneegott, der uns so früh und reichlich heimgesucht hat, wird es auch wohl bey euch nicht fehlen lassen.

Lebe wohl und schicke mir die Quittungen für Lubecus und die Kammer, so kann ich dir deine Einnahme bald besorgen. Lebe wohl und erhalte mir ein freundschaftliches Andenken.

Jena am 28. Nov. 1798.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7AF1-9