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An Christiane Vulpius

Mit Vergnügen wirst du, mein liebes Kind, von August die näheren Umstände unserer vierzehntägigen Reise vernehmen, wenn ich dir im allgemeinen sage daß ich mich recht wohl befunden habe. Noch besser fast als die Bewegung wirckt die Zerstreuung; denn man hat keine Zeit über sich nachzudencken und über diese oder jene keine Andeutung eines Übels besorglich zu werden. Von Helmstedt wirst du einen Brief von mir erhalten haben. Nun bin ich wieder in Lauchstedt, wo es sehr still ist. Wenn es nur wenigstens gutes Wetter wäre! Ich habe vorgezogen meinen Geburtstag hier im Stillen zu begehen, um mich bald möglichst zu einigen Arbeiten zu sammeln. Am liebsten wäre ich nun wieder zu Hause; doch will ich wohl iene Bequemlichkeit noch einige Zeit entbehren und mich hier an's Baden und Wassertrincken halten. Augusten sende ich dir. Er hat sich gar gut betragen und die ganze Reise erheitert, er wird dir manches erzählen. Nun ist's gut daß er wieder in das Schulgleis kommt und eine Weile darinn fortgeht.

Wenn du mir Donnerstag d. 5. Septemb. die Pferde wiederschicken wolltest, würde es wohl die rechte Zeit seyn; doch am angenehmsten wäre mir's wenn du mich selbst abholen wolltest. Lassen es deine häuslichen Geschäfte zu und hast du des Vergnügens am[46] Vogelschießen genug genossen, befindest du dich auch recht wohl; so thue es; doch soll es ganz von dir abhängen. Auch noch etwas Geld müßtest du mitbringen. Es sind mir nur 10 rh. übrig geblieben. Die theure Fourage bey der verlängerten Reise hat das meiste gekostet. Bringe etwa 50 rh. Es ist immer besser daß noch etwas übrig bleibe. Könntest du gleich nach Empfang dieses mir ein Paar Worte schreiben und auf die Post geben; so erhalte ich sie zwar spät; aber doch immer eher als der wagen zurückkommt. Lebe recht wohl und liebe mich. Wenn es mir gut geht freue ich mich dessen vorzüglich um deinetwillen, so wie ich an allen Orten wo etwas angenehmes vorkam dich im Stillen zu mir wünschte.

Lauchstedt d. 28. Aug. 1805.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Christiane Vulpius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B03-A