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An Friederike von Cumberland

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

verehrtes Schreiben hat mich in meinem uralten Glauben bestärkt, daß rein und glücklich erfaßte Verhältnisse unauslöschlich fortleben, auch wohl lange Jahre durch ohne mündliche und schriftliche Erneuerungen sich auf das wünschenswertheste erhalten mögen. Wie hoch beglücken Sie mich, gnädigste Frau, da Sie in dem Augenblicke des größten Verlustes Ihre Gedanken, Ihre Feder mir zuwenden, eben als wenn Sie sich unter den Mitlebenden nach verwandter treuer Anhänglichkeit umschauen wollten! Und gewiß, Sie finden in mir den aufrichtigsten Theilnehmenden, der [60] unser Unvergeßlichen seit ihren frühern blühenden Jahren unabläßlich gefolgt ist, sie immer in Gedanken, meist in Ihrer Hoheit Nähe, begleitete und in den sonderbarsten wichtigsten Fällen an ihr die sichere und zugleich anmuthige Entschiedenheit erkannte. Und so bleibt sie mir auch jetzo gegenwärtig, wie sie gleichzeitig auf Erden lebte und wirkte um die Spur ihres mildernden, tröstenden Einflusses in den bedeutendsten Momenten zu dankbar sten Erinnern für ewig zu hinterlassen.

Doch hier will mein Blick in einen Abgrund der Vergangenheit sich verlieren, aus dem freylich auch manche schöne Stunden, wie jene durch die freundlichen Bilder gefeyerten, gar lieblich hervorleuchten. Und so würde es Ew. Königlichen Hoheit gewiß ein Lächeln abgewinnen, wenn ich umständlich erzählen könnte, wie die, so gnädig aufgenommenen Tafeln endlich zu Stande gekommen. Gleich damals waren sie an Ort und Stelle beabsichtigt und begonnen, sodann aber unterbrochen, verloren, wieder angefangen, verschoben, verunglückt und doch zuletzt noch heiter vollendet und durch eine wohlwollende Aufnahme über die Maaßen begünstigt. Sollte dieses Beyspiel nicht darauf hindeuten, daß treue Theilnahme trotz allen Hindernissen in Zwecken endlich obsiegen muß?

Gegenwärtiges ist geschrieben während schöner festlicher Tage, an denen Ew. Königliche Hoheit gewiß auch den herzlichsten Theil nehmen. Möge zunächst [61] ein glücklich Ereigniß dem andern folgend mir Gelegenheit geben, von unwandelbarer Verehrung ein wohlgefälliges Zeugniß abzulegen.

Weimar d. 16. Febr. 1827.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1827. An Friederike von Cumberland. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B18-B