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An Christiane von Goethe

Hierbey, mein liebstes Kind, findest du ein Blat das du Johns Eltern mittheilen magst, die Sache muß ein Ende nehmen, wie du Heinrichen zuletzt auch entlassen mußtest. Diese Menschen wie es ihnen wohl geht wollen sich und nicht der Herrschaft leben und so ist es besser man scheidet. Wenn du zu Johns übrigen Untugenden noch eine schwere Kranckheit denckst, der man alles verzeihen muß; so stellst du dir vor was ich gelitten habe. Er ist pretentiös, speisewählerisch, genäschig, trunckliebend, dämperisch und arbeitet nie zur rechten Zeit. Überhaupt war es Riemer eine andere Sache. John schreibt nur reinlich und gut, weiter leistet er auch nichts und das kann man wohlfeiler haben. Mein Gedancke wäre niemanden wieder in's Haus zu nehmen; sondern einen jungen Menschen zu dingen der die Morgenstunden für mich schriebe und nachher an seine Geschäfte ginge, was so dann bey mir vorfiele da könnte mir August beystehn, ich hülfe mir auch selber, wie ich ja auch jetzt thun muß. Überlege die Sache und wir werden ja wohl auch darüber hinaus kommen. [406] Grüße die genesenden Kinder. Das sind ja seltsame Ereignisse! Es ist nicht genug daß man von aussen gedrängt und verletzt wird, man hat auch noch mit innerlichen Zufällen zu kämpfen. Behalte gute Muth! Mir will er oft ausgehen: denn in der totalen Einsamkeit in der ich lebe wird es doch zuletzt ganz schrecklich. Ich habe nun auch gar niemand dem ich sagen könnte wie mir zu Muthe sey. daß ich mich so wohl als möglich befinde ist das größte Glück. Auch meine Arbeit habe ich trotz aller Hindernisse weit genug gebracht. Doch steht mir noch ein schweres Stück bevor. Lebe recht wohl. Liebe mich und grüße alles.

Tepliz d. 23. Juli 1813.

Goethe.


Dinemann beträgt sich musterhaft in allem.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B22-4