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An Christian Gottlob Voigt

Was die Bibliothek betrifft, bemerke ich folgendes: vor allen Dingen bin ich sehr erfreut, daß Sie das bisher Geschehene billigen. Wir sind, denk' ich, auf dem Wege, die schönen vorräthigen Dinge in eine anschauliche und nützliche Ordnung zu bringen.

Der Secretair Vulpius könnte in der Mitte August nach Jena gehen. In dem Zimmer über der Reitbahn sind die Repositorien aufgeschlagen. Er kann die Weimarischen Doubletten mit die Catalogen zur Michaelismesse versandt werden könnten. Zu Ostern hielte man alsdann die Auction.

Wenn E. E. den alten Heermann durch eine In-[31] struction anregen wollen, so wird es von sehr guter Wirkung seyn. Er scheint das weitere Einrangieren deshalb zu verzögern, weil er die untern Zimmer neben der Archivs-Expedition zum Münzkabinette haben möchte; allein diese sind zu andern Zwecken allzudienlich, und es gäbe auch wieder ein neues Aufräumen und Bauen, wozu jetzt wenigstens keine Zeit ist. Oben steht die Sammlung vorerst recht schön und höchstnothwendig ist, daß er Alles wieder einrangire. Haben Sie die Gefälligkeit, ihn dazu anzuhalten.

Auch mit einem Gesuche wegen eines Schlüssels zum Hause, den Zimmern und Sälen wird er hervorgetreten seyn, womit man ihn, dächt' ich, auch noch hinhalten kann. Schmidt verlangte auch schon einen Schlüssel; aber ich glaube, das Geschäft gewinnt dabey, wenn man die Herren hübsch nöthigt, zu gleicher Zeit oben zu arbeiten, und nicht erlaubt, daß sich jeder aus seinem Geschäft einen Privatspaß mache. Ich würde daher bitten, daß Sie wenn der Secretair Vulpius nach Jena geht, den Hauptschlüssel dem Bibliotheksdiener dergestalt übergäben, daß er ihn früh morgens, wo er sich ohnehin meldet, bey Ihnen abholte, um 9 Uhr die Bibliothek aufschlösse, sie um 1 Uhr zuschlösse und den Schlüssel bey Ihnen wieder abgäbe. Man hat doch alsdann einen Castellan, an den man sich halten kann. Die mehreren Schlüssel in vorigen Zeiten haben nur Unordnung hervor- [32] gebracht und die Abneigung unter den Menschen vermehrt, von denen jeder nun glaubte, für sich zu bestehen.

Lauchstädt den 5. August 1805.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B2F-A