16/4558.

An Carl Friedrich Zelter

Seitdem Sie, werther Herr Zelter, nichts von mir vernommen, bin ich, ohne eine weite Reise zu machen, meist von Hause entfernt gewesen. In Lauchstädt hatte ich dem Bau eines neuen Theaters vorzustehen und die Eröffnung desselben einzuleiten, wobey denn, wie gewöhnlich, in solchen Fällen, für das Vergnügen anderer mit wenig eigenem Vergnügen zu sorgen war. Sodann verweilte ich eine Zeitlang in Jena, in litterarischer und bibliothekarischer Einsamkeit; doch haben weder Lärm noch Stille dießmal etwas hervorgebracht woran der Tonkünstler sein Behagen finden könnte. Wir wollen hoffen daß eine freundschaftliche Geselligkeit des Winters uns wieder manchmal in einen lyrischen Zustand versetzen wird, welches denn wohl am sichersten geschähe, wenn Sie Ihren Vorsatz ausführten und wieder zu uns kämen. Geben Sie mir doch hierüber bey Zeiten eine freundliche Gewißheit.

[117] Für die gute Aufnahme des jungen Steffany nehmen Sie meinen besten Dank, der sich verdoppeln wird, wenn Sie die Gefälligkeit haben wollen mir ein Wort über die Ihnen etwa bekannte Aufführung des jungen Menschen zu sagen. Was für Collegia würden Sie ihm diesen Winter anrathen? welchen Aufwand erfordern sie? und könnte man ihm etwa durch irgend ein Vorwort hierin eine Erleichterung und einen unentgeltlichen Eintritt verschaffen? Möchten Sie mir wohl hierüber bald Ihre Gedanken mittheilen.

Das Vorspiel, das ich zu der Eröffnung des Lauchstädter Theaters gemacht habe, werden Sie bald gedruckt sehen. Anfangs hatte ich keine Neigung es heraus zu geben, weil alles auf die Gelegenheit, den Moment, die Individualität des Personals, die Gewalt der Musik und der übrigen sinnlichen Darstellung berechnet war, nun mag denn aber was auf dem Papiere stehen geblieben ist, auch in die Welt gehen und wirken so gut es kann.

Geben Sie mir bald ein Zeichen Ihres Andenkens.

Weimar d. 31. Aug. 1802.

Goethe.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1802. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B3C-C