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An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

erhalten hiebey eine ausführliche Zeichnung zu der Medaille, deren ersten Entwurf Sie Ihren Beyfall nicht versagt haben. Ich wünsche Serenissimi höchste [255] Approbation. Kränze waren immer ein angenehmes Symbol der Belohnung. Hier ist einer aus Lorbeerzweigen geflochten für das ideelle Verdienst, einer aus Eichenlaub gewunden, dem reale Verdienste gewidmet, und daß es ja Niemanden an Belohnung fehle, so ist durch einen Erndtekranz, der aus Ähren, Mohn und Kornblumen besteht, alles Nützliche und Erfreuliche angedeutet.

Die Inschrift: den Würdigen spricht das bildlich symbolisirte mit Worten aus, die Umschrift nichts unversucht, steht hier im doppeltem Sinne. Es ist dieß der ganz eigentliche Wahlsspruch unsers gnädigsten Herrn und kann auch hier als Aufmunterung und Anregung für alle gelten. Die Ameise war von je das Sinnbild des anhaltenden, rührigen Fleißes und ich dächte, der industriose Kranz, von diesen Insecten gebildet, nähme ich zwischen den übrigen Kränzen ganz artig aus.

Wird diese Medaille in Paris verfertigt, so kann sie sehr gut gerathen: denn die Franzosen machen solche Dinge ganz vortrefflich, wie ich Zeugnisse in meiner Sammlung aufzuweisen habe. Nur würde ich rathen, sie auch dort prägen zu lassen, weil darauf gewissermaßen alles ankommt und man nicht die Gefahr wegen des Stempelspringens übernimmt. Sobald der Stempel fertig ist, und gehärtet, so prägt sich der Künstler einen erhabenen Ausdruck in weichen Stahl und härtet diesen. Springt sein erster Stempel, [256] so prägt er sich den zweyten und das immer so fort. Bey dem Reichthum der Composition dieser Medaille, wäre zu wünschen, daß sie etwas größer als ein Conventionsthaler gehalten würde. Eine Medaille zu drey Loth hat schon eine hübsche Größe und ist immer ein würdiges fürstliches Präsent. Wollte man auch kleinere prägen, so würde ich rathen, einzelne Kränze zu nehmen. Auf die mittlere den Eichenkranz, auf die kleinsten den Erndtekranz; da denn die letzen gar wohl als jettons angesehn werden können. Ich erbitte mir die Zeichnung des Portraits, um auch einen Entwurf für die Hauptseite besorgen zu können.

Mich zu gewogenem Andenken empfehlend

Weimar den 20. Januar 1813.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B4A-A