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An Christian Gottlob Voigt

Nicht ohne Verlegenheit sende ich einen Eilboten an Sie ab, da ich nicht sehe wie ich Mittwoch hier wegkommen will. Ich habe in meinem Hinterhause einreisen lassen, in Hoffnung daß während meiner Abwesenheit alles sollte wieder hergestellt seyn. Nun kommen aber jede Stunde Anfragen über nova emergentia, obgleich was gemacht werden sollte reiflich genug überdacht war. Ich hatte vor: Dienstag Abend das ganze Werck zu sistiren und es nach meiner Rückkunft von vorne aufzunehmen. Nun aber schreibt mir heute eine, jede Stunde erwartete, Actrice, unter mancherley Vorwänden, auf und schickt das schon empfangene Reisegeld zurück und auch meine Theatralische [153] Einrichtungen scheitern, in einem Augenblicke wo das ganze Schicksal eines Jahres von den ersten Einleitungen abhängt und wo jeder seine Maneuvres macht um auf irgend eine Weise das Übergewicht zu gewinnen.

Dagegen weiß ich daß unter Ihrer Leitung in Ilmenau altes zum besten gehen und gedeihen wird und bin über jene Geschäfte ganz ruhig. Da ich aber Mittwoch Abends zu kommen versprochen und Sie doch viel leicht einige Einleitung darnach machen möchten, so sende diesen Boten der Dienstag zeitig bey Ihnen seyn kann. Fänden Sie meine Gegenwart unumgänglich nothwendig, wie ich nach redlicher Selbstprüfung und Kenntniß der Sache kaum glaube, so könnte ich immer noch durch einen reitenden Boten avertirt werden, und werde auf alle Fälle bereit seyn Mittwoch früh abzugehen. Erhalte ich diese Veranlassung nicht; so komme ich mit Serenissimo und habe das Vergnügen mich über das geschehne mit Ihnen zu unterhalten. Leben Sie recht wohl und gedencken mein. W. d. 28. Apr. 94.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1794. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B67-8