41/15.

An den Großherzog Carl August

Ew. Königlichen Hoheit

habe allerdings zu klagen, daß mich St. Peter, wahrscheinlich wegen vernachlässigter Jubiläumsprozession, mit einem, noch jetzt halsstarrigen Übel gestraft hat, welches mir um desto schmerzlicher fällt, als ich mich mit Luft, Park und Garten zu befreunden ernstlichen Anfang gemacht hatte. Und so bleibt denn abermals nichts übrig, als Geduld und ruhige Zimmerthätigkeit.

Möge die Rückreise Ihro Hoheit des Herzogs Bernhard wie die Hinreise glücklich seyn. Freylich [16] lag bey einer Expedition nach Mexiko noch manche Zufälligkeit im Hintergrunde. Dürfte ich wohl um Mittheilung einiger Hefte des Tagebuchs geziemend bitten? Ich wünschte durch bekannte und unbekannte Theile der nordamerikanischen Staaten an der Hand dieses wackern Fürstenmannes wohl einen Besuch abzustatten.

Der Antrag des tüchtigen Alterthumsfreundes will auch mir nicht gefallen. Eine solche Statue möchte allenfalls in einer historischen Reihe interessant seyn; alleinstehend würde sie weder belehren, noch erfreuen.

Eben so ist es mit den ägyptischen Mumien und sonstigen Alterthümern dorther. Was will das heißen: »Ein unerläßlicher Bestandtheil eines Museums«? Es sagt im Grunde weiter nichts als: Das ist nun ein Modeartikel, und die Mode spricht: Was viele haben, muß jedermann haben. Zu was es nutzt, fragt niemand. Dagegen läßt sich ganz ruhig abwarten, was für hohe Kenntnisse uns aus allen diesen Arbeiten zu Gute kommen mögen. Am unwiderleglichsten werden wir dadurch belehrt, daß die Priester, wie überall, besonders auch in Ägypten ihr Handwerk sehr gut verstanden haben. Sie machten mit den Todten so viel Umstände nur, um die Lebenden zu beherrschen.

Das Raphaelische Bild macht farbig einen besonders guten Eindruck; die große Bescheidenheit des[17] Colorits fügt sich so schön zu der übrigen demüthigen Anmuth des Ganzen und es ist wirklich, als wenn man einen neuen Gegenstand sähe.

Staatsrath Langermann drückt sich neuerlich folgendermaßen aus: »Ich kenne zwar Vogel nicht von Person, doch hat ihn mir der verstorbene Regierungs-Medicinalrath Doctor Kausch vielfach als einen ausgezeichneten Arzt gerühmt, dem auch während seiner langen Krankheit seine Geschäfte übertragen wurden. Ich habe daher alle Ursache, dem Urtheile des Herrn Rust zu vertrauen und trete gern mit meinem Vorschlag zurück.«

Unterthänigst

Weimar den 22. April 1826.

J. W. v. Goethe.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7B7E-5