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An Christian Friedrich Gottfried Teuscher
[29. Januar 1816.]
Ob es mir gleich öfters begegnet, daß mir von jungen Männern, die sich versuchen mochten, vollendete dramatische Arbeiten mitgetheilt werden; so setzt es mich doch immer in einige Verlegenheit: denn um mein Urtheil über ein solches Stück zu begründen, müßte ich erst jedesmal meine Grundsätze und Überzeugungen aussprechen, ja die Ursache angeben, warum ich nicht eben mit der Praktik der neuern Zeit ganz einig bin, und auch da würde man vielleicht nur die Meinung des Einzelnen und nicht ein allgemein geltendes Gesetz, wornach man sich zu richten hätte, erkennen. Dem Verfasser des gegenwärtigen Stücks muß man Theaterkenntniß zugestehen, besonders indem sie sich auf Eindrücke der neueren Zeit gründet. So ist auch die Wahl des Gegenstandes demjenigen Interesse ganz angemessen, welches ähnliche Stücke hervorbringen, auch herrscht durchaus ein Zartgefühl und reine schöne Gesinnungen.
Weiter darf ich nicht gehen, weil ich mich in Erörterungen einlassen müßte, die, nach dem Obgesagten, immer schwierig bleiben. Das beste Urtheil ist dasjenige, das man nach einigen Jahren selbst über seine Productionen fällt, wenn man sich durch weitere Ausbildung über selbige erhoben hat. Da ich nun überdieß die Aufführung auf unserm Theater nicht [238] räthlich finde, so halte mich um destomehr in dieser Gränze, weil ich aus langer Erfahrung weiß, daß man nur durch die Aufführung mit dem Stück und dem Verfasser in ein wahres Verhältniß kommt. Vielleicht kann ich in der Folge durch Rath und Unterhaltung nützlicher seyn.
Das Beste wünschend.
Weimar d. 28. Jänner 1816.