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An Friedrich Schiller

Ich habe heute keinen Brief von Ihnen erhalten, doch hoffe ich daß es kein Zeichen eines schlimmen Befindens seyn soll.

Mit unserer Theateranlage geht es lebhaft fort, sie wird gewiß artig und gewiß auch fest. Es scheint ein unverbrüchliches Naturgesetz zu seyn: daß sich jeder Thätigkeit eine Negation entgegen setzt. Man wünschte so lange eine beßre Einrichtung und jetzt, da die Anstalten dazu gemacht sind, werden Zweifel erregt und herumgetragen, um die Menschen, die wenigstens künftig bequem sitzen werden, durch eine Sorge für ihre Hälfte zu incommodiren. Da es aber nur ein altes Märchen ist das sich repetirt, so kann man es wohl geschehen lassen.

Möchten Sie mir wohl

meine zwey Fascikel Reiseacten,
den Aufsatz über den Magneten,
den ältern Aufsatz über die Cautelen des Beobachters, wenn Sie ihn finden können
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nächsten Freytag herüberschicken. Es geht mit den Aufsätzen zur Zeitschrift ganz gut und muß besser gehen wenn sie einmal im Gange ist. Die Hauptschwierigkeit bey der Redaction ist von Anfang daß man die allgemeinen Zwecke immer im Auge habe und bey allem fragmentarischen Wesen auf ein Ganzes hindenke.

Indessen kommen zwischen mir und Meyer sehr interessante Puncte zur Sprache, und man wird künftig mehr Freude an einzelnen oft kurzen Aufsätzen haben, weil man sie gleich wieder brauchen und mittheilen kann, ohne an strenge Verknüpfung zu denken.

Wenn Sie es nur möglich machen können vor Ende des Jahres auch noch etwas beyzutragen.

Diese Woche will ich hier noch thun was möglich ist, vielleicht kann ich die andere wieder zu Ihnen hinüber, denn ich finde hier kaum Stimmung zu ein paar leidlichen prosaischen Perioden. Leben Sie indessen recht wohl, grüßen Sie Ihre liebe Frau und schaffen daß das artige Gartenhäuschen bis zu meiner Ankunft wohnbar sey.

Weimar am 18. Juli 1798.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7BEF-9