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An Carl Ludwig von Knebel

Wofür du danckst lieber Bruder habe ich zu dancken, glaube mir daß ich deine Liebe und Freundlichkeit erkenne.

Ich bin hier fast allein. Jedermann findet seine Convenienz sich zu isoliren, und mir geht es nun gar wie dem Epimenides nach seinem Erwachen.

[43] Es ist wenig gethan worden. Da nichts recht vom Flecke wollte habe ich indessen geordnet, unzählige kleine Scizzen die ich mitgebracht habe in Bücher gebracht, daß sie nur einigermassen genießbar werden.

Die Genci soll auf dich warten, ich mag sie nicht schicken aus Furcht es begegne ihr etwas. Dancke für das Kleeblat der Dichter, ich besaß es nicht.

Göttlingen hab ich eine Partie Bologneser Spat zu Versuchen gegeben, ich will die mineralogische Beschreibung machen der Art wie er bricht und es Trebra in seine Acta geben. Du kennst das Unternehmen wohl noch kaum, hier schicke ich das Einladungsschreiben mit den ersten Bogen.

Tasso hat einen Stillstand gemacht. Der achte Band ist indess auf dem Sprunge. Ein Summa Summarum so mancher Empfindungen eines ganzen Lebens ist ein wunderlich Ding und es konnte noch viel bunter aussehn, ich mußte zu viel weglaßen.

Es hat mich gereut daß ich von dir gegangen bin, wir waren auf guten Wegen. ich wünsche daß du in Jena seyn mögest wenn ich meinen anatomischen Curs antrete.

Den ersten Band der hinterlaßnen Wercke des großen Alten habe ich gelesen. Es ist doch was einziges um diesen Menschen. Die Aneckdotenschreiber will ich doch aufsuchen.

Lebe wohl und liebe mich.

d. 25. O. 88.

G. [44]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1788. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7C62-A