[16] 13/3711.

An Carl Ludwig von Knebel

Auf deinen lieben Brief will ich nur gleich einige Worte sagen, damit sie dich noch in Nürnberg antreffen.

Am zweyten Januar ist ein Packet mir verschiednen Dingen an dich abgegangen, welches du durch Herrn Merkel erhalten und die kleinen Aufträge gefällig besorgt haben wirst.

Ich wünsche dir Glück zu deinem Entschluß, denn in solchen Fällen bleibt doch zuletzt nichts übrig als sich zu einer oder der andern Aufopferung zu entschließen, und zu einer solchen Wahl kann sich der den es trifft doch immer nur zuletzt selbst bestimmen. Nimm es daher mit denen nicht zu genau die als bloße Zuschauer dir theils zu heftig widerstrebten, theils zweifelhaft waren was und wie sie mitwirken sollten, bey noch so verschiedner Überzeugung hat doch jeder nur dein Bestes, freilich auf seine Art und Weise, gewünscht, und nichts kann deinen Entschluß besser rechtfertigen als dein künftiges Glück.

[16] In wie fern Böttiger sich entschließen wird deine Anmerkungen zum Properz zu revidiren, wollen wir von ihm vernehmen. Er ist freylich über alle Begriffe überhäuft und es ist schwer sich in die Arbeit eines andern hinein zu denken. Du sollst bald erfahren was hat geschehen können.

Den Schlüssel zu deiner Stube wird Meyer gern übernehmen, nur absondern kann er ihn nicht.

Wenn du mir deine Quittungen schickst, so will ich die kleinen Geldgeschäfte gern besorgen.

Du hast in Ilmenau an dem Bergrath einen gar guten Nachbar und Agenten.

Geheime Rath Voigt wird dir gern in allem gefällig seyn was dir in Ilmenau wünschenswerth seyn mag.

Herr von Fürtenbach ist nicht in hiesigen Diensten angestellt, ich weiß auch nicht daß davon die Rede gewesen sey, er lebt still und ich wüßte von ihm weder etwas lobens- noch tadelnswürdiges zu sagen.

Du bist ja wohl so gut mir den angestrichnen Kupferstich No 37 in der Frauenholzischen Auction erstehen zu lassen, ich möchte aber nicht viel über einen Ducaten dafür geben.

Es freut mich daß du mein Gedicht nochmals vorlesen wollen. Einer Gesellschaft von Freunden harmonische Stimmungen zu geben und manches aufzuregen was bey den Zusammenkünften der besten Menschen so oft nur stockt sollte von rechtswegen die beste Wirkung der Poesie seyn.

[17] Seit ich zurück bin habe ich noch nichts hervorgebracht, dagegen aber vieles gelesen und manches vorbereitet. In diesen letzten Tagen habe ich die Farbenlehre wieder vorgenommen und will meine vielen Erfahrungen wenigstens so stellen daß meine Arbeit andern nicht ganz unnütz bleibe. Wenn ich genöthigt wäre diese Lehre nur zwey halbe Jahre öffentlich zu lesen so wäre alles gethan; aber die Gelehrsamkeit auf dem Papiere und zum Papiere hat gar zu wenig Reiz für mich. Man glaubt nicht wie viel todtes und Tödtendes in den Wissenschaften ist, bis man mit Ernst und Trieb selbst hineinkommt, und durchaus scheint mir die eigentlichen wissenschaftlichen Menschen mehr ein sophistischer als ein wahrheitsliebender Geist zu beleben. Doch es mag jeder sein Handwerk treiben.

Lebe nun schönstens wohl und komm uns glücklich näher, es läßt sich alsdann wohl eine ganz leidliche Communication nach Ilmenau einrichten. Indessen laß ehe du von Nürnberg weggehst noch ein Paar Worte von dir hören. Weimar d. 12. Jan. 1798.

G.


Vielleicht magst du an einer Sendung Theil nehmen die ich an Mineralien vom Gotthardt kommen lasse, magst du dich auf 1 bis 2 Karolin unterschreiben, so sollst du verhältnißmäßig interessante Sachen erhalten. Ich erbitte mir hierüber bald einige Nachricht.

[18]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7C7C-1