12/3613.

An den Kurfürsten Friedrich Augustvon Sachsen

Durchlauchtigster Churfürst
Gnädigster Churfürst und Herr

Seitdem Ew. Churfürstl. Durchlaucht der hiesigen Hofschauspieler-Gesellschaft die Concession, während der Badezeit zu Lauchstedt Schauspiele aufführen zu dürfen gnädigst ertheilen lassen, hat sich die obgedachte Schauspieler-Gesellschaft bestrebt, die von ihr gefaßte vortheilhafte Meinung möglichst zu verdienen, und sowohl die hohe Behörde als das Publicum der Bade-Gesellschaft hat bis jetzt auch ihren Bemühungen allen Beyfall geschenkt. Nur ist der enge Raum des kleinen Schauspielhaußes und die aus dessen niedriger Bauart entstehende Hitze ein Anlaß gewesen, daß viele Personen sich dessen enthalten und den Wunsch nach einer Erweiterung und Erhöhung desselben bemerklich gemacht haben. Man würde auch diesen Wunsch bey der Ober-Direction der Schauspieler-Gesellschaft gern erfüllen und die Kosten der Erbauung eines größern Schauspielhauses zu Lauchstedt aufwenden, wenn diese Unternehmung gnädigst approbirt und etwas mehr gesichert werden könnte, als es nach der gegenwärtigen Einrichtung der Fall ist. Denn der Platz zu dem Schauspielhause ist anfänglich nur unter der Bedingung vergönnt worden, daß man denselben auf Erfordern durch Wegnehmung des [203] Hauses wieder zu räumen verbunden ist, auch hat die gnädigste Concession, während der Badezeit zu Lauchstedt Schauspiele aufführen zu dürfen, nur noch auf Drey Jahre, nehmlich bis 1799, Prolongation erhalten. Die Kürze dieser Zeit und die Gefahr, das Haus auf Befehl wieder abtragen zu müssen, lassen aber einige bedeutende Unternehmungen zu dessen Erweiterung und Erhöhung nicht zu, ohne einen allzugroßen Verlust bey dergleichen Aufwand zu befürchten.

In dieser Betrachtung erkühnen wir uns, an Ew. Churfürstl. Durchlaucht uns ehrerbietigst zu wenden und die unterthänigste Bitte vorzulegen, ob es gnädigst gefällig seyn möge, der Ober-Direction mehrgedachter Schauspieler-Gesellschaft die Verstattung der Erbauung eines größern und schicklichern Schauspielhauses auf ihre Kosten zu gestatten und ihr den dazu nöthigen Platz, der durch wenige unnachtheilige Erweiterung des gegenwärtigen erlangt werden würde, gegen die schuldigen Abgaben zu verleihen, auch die Dauer der Concession des Schauspiels auf mehrere Jahre huldreichst zu verlängern.

Die Ober-Direction der Schauspieler-Gesellschaft würde diese landesherrliche gnädigste Vergünstigung mit unterthänigstem Danke vernehmen und sich äußerst angelegen seyn lassen, den Zweck eines wohleingerichteten Schauspiels zu Lauchstedt in jedem Betracht immer mehr zu befördern und mit gnädigster Billigung [204] immer würdiger zu machen; in der tiefsten Devotion jederzeit verharrend

Ew. Churfürstl. Durchlaucht

unterthänigste

Ober-Direction der

Weimar

Hof-Schauspieler-Gesellschaft

den 25. Juli

alhier

1797.

Johann Wolfgang von Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An den Kurfürsten Friedrich Augustvon Sachsen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7C85-B