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An Ferdinand Kobell

Ihre Gemälde, mein lieber Kobell, sind richtig angekommen, und haben viel Vergnügen verursacht. Unsere Durchl. Herrschaften sind sehr damit zufrieden, und werden sich drein theilen. Ich werde sorgen, dass Sie den Betrag dafür so bald als möglich erhalten. Ich habe dieser Tage her wie mit einem Stäbchen dabei gestanden, und einem jeden, der es hören wollte, die Auslegung davon gemacht. Man kann diese Stücke, besonders wenn sie beisammen sind, recht als einen Text tractiren, um über die Kunst zu lesen. Mir hat es ein grosses Vergnügen gemacht, daraus auch wieder Ihren Reichthum an Erfindung zu sehen, zu beobachten wie gewiss Sie Ihrer Sache sind, und dass Sie eben machen können was Sie wollen. Ich wünsche, dass Ihnen die Achtung Ihres gleichzeitigen Publikums so völlig zum Genusse werden möge, wie die Nachwelt sie nur meist zu spät dem Künstler gewährt. Bei denen Zeichnungen, die unsere Durchl. Herzogin Amalie von Ihnen mitgebracht, habe ich mich der angenehmen Stunden erinnert, da wir sie in Ihrer Stube durchblätterten.

[11] Ich habe auch für mich eine kleine Zeichensamm lung angefangen, wenn Sie mir dazu etwas aus Ihrer Fülle gönnen wollten, würden Sie mich sehr verbinden. Unterdessen habe ich mich auf den Raub gelegt, und unsern Reisenden etwas abgezwackt. Bestellen Sie doch ein Duzend Zeichnungen von Ihrem Bruder in Rom, dagegen 24 Dukaten zu Diensten stehen. Er soll sie aber ja, wenigstens zum Theil nach der Natur nehmen, und sie dann ausführen, wie er will.

Sie selbst haben Durchl. dem Herzoge einige ausgeführte Zeichnungen versprochen, auch diese vergessen Sie nicht. Gewiss, Ihre Kunst kann nach ihrem ganzen Umfang, dem innern Werthe nach, nicht mehr geschätzt werden, als bei uns.

Der Musikus Kranz von hier, der einige Zeit in Mannheim bleiben soll, wird Sie besuchen, und ich bitte Sie um einige Gefälligkeit gegen diesen guten Menschen.

Empfehlen Sie mich gelegentlich dem Herrn von Dalberg auf das Beste.

Weimar den 3. Decembre 1780.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1780. An Ferdinand Kobell. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7C9A-E