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An Charlotte von Stein
[Weimar, 16. und 17. Juli 1776.]
Abends d. 16. Noch ein Wort. Gestern als wir nachts von Apolde zurück ritten, war ich vorn allein bey den Husaren die erzählten einander Stückgen, ich hörts, hörts auch nicht, ritt so in Gedancken fort.
[87] Da fiel mirs auf wie mir die Gegend so lieb ist, das Land! der Ettersberg! die unbedeutenden Hügel! und mir fuhrs durch die Seele – Wenn du nun auch das einmal verlassen musst! das Land wo du so viel gefunden hast, alle Glückseeligkeit gefunden hast die ein Sterblicher träumen darf, wo du zwischen Behagen und Mißbehagen, in ewig klingender Existenz schwebt – wenn du auch das zu verlassen gedrungen würdest mit einem Stab in der Hand, wie du dein Vaterland verlassen hast. Es kamen mir die Trähnen in die Augen, und ich fühlte mich starck genug auch das zu tragen – Starck –! das heisst dumpf.
Gegen neun! ich wollt du wärst hier! ich hab dir was zu sagen das fürs Papier zu gut ist. Mit denen Grasaffen habe heute gessen. zu fehlst Allen. Hab den Friz gefüttert. Deine Schwester seh ich nicht. Es ist ein liebes Geschöpf wie ich eins für mich haben mögte, und dann nichts weiter geliebt. ich bin des Herztheilens überdrüssig.
den 17. Adieu! Wir gehen heute Abend. Dein Mann hat heut Reuter Künste getrieben und deiner Schwester schick ich noch eine Rose eh ich geh. Leb wohl. Ich komm wieder ferner von dir und wenn du zurück kommst bin ich nicht da. Adieu. – Wenn ich nur leben könnte ohne zu lieben.
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