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An Marianne von Willemer
[18. August 1827.]
Eben war ich im Begriff, mich den Freunden wieder einmal vorzustellen, als Ihre stachlich-süße Gabe bey mir einlangt. Ich wollte Ihren Zögling und Günstling anklagen. Das liebe Wesen verschwand auf einmal aus der Berliner Zeitung, und hier wurden die Passanten- und Gastwirthsberichte Morgens und Abends treulich durchgesehen, um sie ja nicht vorbey zu lassen. Es war aber nichts von ihr zu hören noch zu sehen und ich muß vermuthen, daß sie durch einen andern Weg nach Cassel gelangt sey.
Eberweins waren glücklicher sie anzutreffen; ich danke schönstens für so gute Aufnahme dieses werthen und verdienten Paars. Hat der Gesang einer freylich nicht ganz mehr frischen Künstlerin einige anmuthige Erinnerung wecken können, so freut es mich herzlich; wenn ich von mancherley Obliegenheiten auszuruhen wünsche, so bin ich wenigstens im Gedanken fleißig auf der Mühle.
Die mir überschickten grünen Früchte gereichen mir dießmal nicht allein zum Genuß, sondern ich stolzire auch damit gegen meine Gäste, indem nicht allein mir, sondern fast allen Gemüsgärtnern dieß Erzeugniß heuer nicht gelingen wollen, so daß ich freundlichst noch um eine Sendung bitte.
[29] Sagen Sie mir doch, wie sich Freund Riese befindet; ich höre, er soll sehr unwohl gewesen seyn.
Mehr als jemals fühle ich in diesen Tagen und Stunden, wie höchst wünschenswerth es wäre, geprüfte Freunde, und wär es nur auf kurze Zeit, wiederzusehen. So vieles Vorübergehende macht das Dauernde immer werther und werther. Gedenken Sie mein zu guter Stunde.
D. 17. Aug. 1827.