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An Charlotte von Stein
Sie erhalten, liebe Freundinn, ein ostensibles Blatt um es allenfalls der Herzogin zu zeigen; ich habe wie Sie sehen werden, in Absicht auf die Stelle meine Meynung geändert, und der Vorschlag hat so mehr Gestalt. Ich glaube aber nicht daß etwas zu wircken ist, der Herzog hat vor solchen Planen einen natürlichen und raisonnirten Abscheu. Indessen muß die Sache zur Sprache kommen und man thut wenigstens einen Vorschlag zum Gegengewicht gegen jene Anträge.
Man wird sich weigern etwas festzusetzen, der Assessor wird in preusische Dienste gehen und die Sache wird mit einigen kleinen Unannehmlichkeiten abgethan seyn.
Bey mir ist Friz ganz entschuldigt, wer gerne leben mag und ein entschiedenes Streben in sich fühlt, einen freyen Blick über die Welt hat, dem muß vor einem kleinen Dienst wie vor dem Grabe schaudern. Solche enge Verhältnisse können nur durch die höchste Consequenz, wodurch sie die Gestalt einer großen Haushaltung annehmen, interessant werden.
Hierbey liegt auch ein Brief an Fritz, ich weiß ihm nichts weiter zu sagen, denn, wie ich Ihnen schon eröffnet habe, glaube ich daß die Sache gemacht ist.
Leben Sie recht wohl, erlauben Sie, wenn ich zurückkomme [187] daß ich weiter hierüber spreche. Erlauben Sie auch ferner meinem armen jungen daß er sich Ihrer Gegenwart erfreuen und sich an Ihrem Anblick bilden. Ich kann nicht ohne Rührung daran dencken daß Sie ihm so wohl wollen.
Jena d. 7. Sept. 1796.
G.