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An Abraham Mendelssohn-Bartholdy

[Concept.]

Wenn der talentvolle, fähige und fertige Felix mich manchmal bey'm Nachtisch den Kopf umwenden und nach dem Flügel schauen sähe, so würde er fühlen, wie sehr ich ihn vermisse und welches Vergnügen mir seine Gegenwart gewährte. Denn seit dem Scheiden der so willkommenen Freude ist es wieder ganz still und stumm bey mir geworden, und wenn es höchst genußreich war, gleich bey'm Empfang nach langer Abwesenheit, meine Wohnung in dem Grade belebt zu finden; so ist der Contrast an trüben und kurzen Wintertagen leider allzufühlbar. Recht viel Glückwünsch ich Ihnen daher zu Ihrer so wohl bestellten Hauscapelle, und hoffe, daß Fräulein v. Pogwisch mir das Glück, das ihrem Familiencirkel gegönnt ist, durch lebhafte Erzählung recht anschaulich machen werde. Nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank, daß Sie uns das Liebe Pfand so lange anvertrauen wollen. [201] Es ist nichts Tröstlicheres in älteren Jahren, als aufkeimender Talente zu sehen, die eine weite Lebensstrecke mit bedeutenden Schritten auszufüllen versprechen. Empfehlen Sie mich Ihren werthen Hausgenossen und Freunden, wie es mich denn immer freuen wird, von dem Wachsthum unsers jungen Virtuosen durch den trefflichen Zelter das Beste zu erfahren.

Weimar den [5.] December 1821.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1821. An Abraham Mendelssohn-Bartholdy. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7CF1-A