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An Friedrich Schiller
Hätten mich die kleinen häuslichen Geschäfte, welche jetzt nothwendig abgethan seyn wollen, nur in Ruhe gelassen, so wäre ich gewiß nicht so bald von Ihnen weggegangen, um so weniger als ich, bey Ankunft des schönen Wetters, auch eine recht gute Disposition zu meiner Arbeit fühlte. Ich habe mich nun drein ergeben und denke mich nach und nach hier wieder frey zu arbeiten, um desto länger das nächste mal bey Ihnen bleiben zu können.
[109] Wir haben gewiß alle Ursache uns unsers Verhältnisses zu freuen, da wir uns nach einer so langen Entfernung nur näher fühlen und die Opposition unserer Naturen eine Wechselwirkung desto wünschenswerther macht, von der wir auch für die Zukunft das beste hoffen können.
Was Sie von der zunehmenden Materialität unserer Freundin sagen ist mir auch bey vielen andern Personen merkwürdig. Es scheint daß die meisten Naturen die kleine Portion der idealischen Ingredienzien durch ein falsches Streben gar bald aufzehren und dann durch ihre eigne Schwere wieder zur Erde zurückkehren.
An Ihren Wallenstein denke ich mit Vergnügen zurück, und habe die besten Hoffnungen davon. Die Anlage ist von der Art daß Sie, wenn das Ganze beysammen ist, die ideale Behandlung mit einem so ganz irdisch beschränkten Gegenstande in eine bewundernswürdige Übereinstimmung bringen werden.
Ich lege einen derben Amor, von Guttenberg, nach Meyer, bey, mit dem wir ganz wohl zufrieden sind. Ob gleich einiges, z.B. das Gesicht sehr verfehlt ist.
Meyer weiß nun was und wie er arbeitet und kann sich in einer nächsten Zeichnung darnach richten. Ist es Ihnen recht, so besorgen wir gleich etwas ähnliches für den Almanach, und wie dieses mein gewöhnlicher Siegelring ist, so nehmen wir vielleicht einen andern Stein aus meiner Sammlung.
[110] Leben Sie recht wohl und nehmen Sie mit Ihrer lieben Frau Dank für alle Vorsorge.
NB. Das Büchelchen soll nur das Kupfer unbeschädigt hin und wieder bringen.
Weimar am 7. Apr. 98.
G.