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An den Herzog Carl August

[10. Mai.]

Indessen Sie im Staub und Getümmel Ihre Stunden zubringen, um Sich zu einer brillanten Scene vorzubereiten, leben wir ganz still und hängen unsern Gedancken unter blühenden Bäumen und bey dem Gesange der Nachtigallen nach, wir haben unsern Lohn dahin, möge der Ihrige werden.

Ich habe nichts gethan dessen ich mich rühmen könnte, manches dessen ich mich freuen darf und so gehn die Tage vorbey, Gestern laß ich Ihrer Frau Gemahlinn den Tasso vor; sie schien zufrieden. Die fehlenden Scenen erzählte ich so gut es möglich war.

Wenn ich Abends nicht erwartete; so hätte ich mich von der Welt retirirt um das Stück fertig zu machen.

Ihre Frau Gemahlinn schien einen Vorschlag zu billigen, den ich that: ich wollte im Juni mit dem Prinzen und Riedeln auf einige Zeit nach Belvedere ziehen. Es ist ein sehnlicher Wunsch des Kindes, [114] dessen Erfüllung ihm wohl thun wird und ich könnte es eine Zeitlang bequem beobachten und doch ohne Zerstreuung manche Dinge vollenden.

Leider zeigt Herder in seinen Briefen einen großen Hang nach Göttingen, der die Frau selbst verlegen macht. Ich habe ihm wieder geschrieben keinen Entschluß zu faßen biß er wiederkommt.

Lips ist nicht abgeneigt zu kommen, nur hat er mich leider an meiner schwachen Seite angegriffen und mir geschrieben: daß er auf mein Wort kommen wolle, da ich ihm versichert, daß er der Kunst nicht ganz abzusterben und dem Handwerck nicht allein zu leben brauche. Das ist nun gefährlich! Für Deutschland mag ich mich nicht verbürgen. Ich habe deßwegen an Bertuch nach Leipzig geschrieben um alle Preiße zu erfahren, ich will sie an Lipsen schicken, er mag berechnen, was er machen kann. Das Reisegeld würde man ihm wohl zugestehen, es könnte einige Hundert Thaler betragen. Übrigens ist diese Aquisition wichtiger, als man dencken möchte, es hängt so viel an so einem Manne, das sich erst in der Folge zeigen wird.

Leben Sie recht wohl und gedencken mein unter den Waffen. Dafür bereite ich Ihnen auch ein Lobgedicht, an einem Platze wo Sie es am wenigsten vermuthen und bitte schon im Voraus um Verzeihung.

G. [115]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7D97-A