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An Johann Heinrich Meyer

Hier schicke ich, mein lieber Freund, eine Linse, die mir zu Ihrem Zweck gerade recht zu seyn scheint, weil sie nicht zu Ihrem Zweck gerade recht zu seyn scheint, weil sie nicht zu sehr vergrößert. Es steht, so viel ich weiß, und wie Sie mir auch, wo ich nicht irre, sagten, keine Ausbildung dieser Gemme in der Ikonographie, allein in der Göttinger Recension soll etwas stehen, wie mir jemand sagte, den ich darüber sprach. Sehr unbestimmt war die Rede, weil die Menschen doch auch reden wollen, ohne auf etwas gemerkt oder darüber gedacht zu haben.

Friedrichsche Zeichnungen sind zwischen zwey großen Brettern von Dresden durch den rückkehrenden Stallmeister Seidler angekommen. Das Fenster ist gewiß drinne; wahrscheinlich auch das Kreuz, der Kirchhof, und was damals schon in Weimar war. Er konnte zu jener Zeit sich noch etwas reserviren wollen, nun löst die Noth alles ab.

Allein ich finde, daß wir uns in diesem Falle behutsam zu betragen haben. Ich behalte deshalb die Sachen auch noch hier und verheimliche Sie, bis wir über das Verfahren einig sing. Ich will meine Einsicht detailliren.

Herr von St. Aignan ist eigentlich Ursache, daß wir diese Dinge kommen lassen, und es wäre daher sehr billig, daß wir's ihm zuerst vorlegten und ihm [349] die Wahl ließen, was er sich zueignen will, weil wir ja sonst keine Befugniß haben, die Friedrichschen Sachen zu Markte zu tragen.

Allein hier tritt der Fall ein, daß unsere Herrschaften, als die Stücke schon einmal bey uns waren, gerade diese, wie er Künstler damals nicht verkaufen wollte, sich sehr gern verlangen können. Sollten sie nun nicht von uns verlangen können, daß wir sie ihnen zuerst anböten?

Das was Advocaten pro und contra in diesem Casus plaidiren könnten, entgeht Ihnen nicht; ich wüßte nicht sogleich zu entscheiden; um so weniger, da noch in beyden Wagschalen Gründe liegen, die ich nicht detailliren brauche. Sagen Sie mir Ihre Meinung mit den sonnabendlichen Boten.

Von den Ölfarben und Zubehör habe ich leider mit dieser Gelegenheit nichts vernommen; unglücklicherweise vergaß ich Demoiselle Seidler deshalb einen Auftrag zu geben, ich habe ihr aber heute geschrieben.

So viel für diesmal, damit dieses Plaquet mit Frau von Schiller nach Weimar gelange. Das beste Lebewohl.

Jena

den 23. April

G.

1812.
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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7DC6-F