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An Amalie von Levetzow

Mit vieler Freude erhalt ich, theuerste Freundin, Ihren lieben Brief der mir ein vollgültiges Zeugniß[110] giebt Sie seyen von einer Kranckheit wieder hergestellt die, wie ich vernommen hatte, gefährlich bedrohte und woran ich in Furcht und Sorge herzlichen Antheil nahm. Seyen Sie aufs neue im Leben zu Freude und Glück treulichst willkommen! Und so nehm ich denn auch an allem was Ihnen Gutes begegnet meinen freundschaftlichsten Theil und freue mich von Herzen über das holde Geschick Amaliens. Sie soll an mich dencken wenn es ihr beygehen sollte Freund und Gemahl gelegentlich zu necken.

In Gedancken spazierte gar oft mit unsrer lieben, geliebten Aeltesten auf der Terasse hin in und wieder. Die schöne Gewohnheit einige Sommermonate zusammen zu seyn sollte mir diesmal ausgehen, gehen, und ich hätte es nicht ertragen Sie ohne mich zwischen jenen Fichtenwäldern zu wissen, hätte mich die schönste und nothwendigste aller Pflichten nicht in meinem nächsten Kreise gehalten.

Nun aber da ich weis wohin ich beykommendes addressiren kann versäum ich nicht zu sagen wie auf eine unbeschreiblich manigfaltige Weise unser hohes Fest gefeyert worden.

Indessen sammelt man die verschiedenen Gedichte und sucht durch Beschreibung das Vorgefallene zu überliefern und zu erhalten. Das erste Exemplar das mir zu Handen kommt soll Ihnen gewidmet seyn. Gedencken Sie mein in Ihrem heitern Familienkreise, empfehlen Sie mich Ihren theuren Eltern, auch dem[111] Herrn Grafen in der Ferne, und versäumen ja nicht den lieben Kindern aufs freundlichste zu sagen: ich hoffe zu vernehmen daß der anmuthige Landsitz auch diesmal seine holden Gäste mit erquicklichen Früchten und sonstigem Guten, wovon ich vor zwey Jahren mitgenossen reichlich werde empfangen haben.

Mich findet Ihr Gruß immer mit unveränderlichen Gesinnungen an der alten Stelle.

Mit wiederholten Seegenswünschen,

treu anhänglich

Weimar d. 1 Nov. 1825.

J. W. v. Goethe.


Nachträglich bemercke nur: daß jener frühere Brief Marienb. d. 8ten Juli, seiner Zeit richtig angekommen, und HE. von Vaerst freundlich empfangen worden.

Lassen Sie mich zum Schlusse der theuren Ulricke nochmals namentlich gedencken.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Amalie von Levetzow. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7DCA-7