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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Herr Schelle von Leipzig hat sich sowohl bey Serenissimo als bey dem Ministerio gemeldet, um bey der neuen Einrichtung nach Böttigerischem Abhang an hiesigem Gymnasio anstellt zu werden; ich erhalte daher den Auftrag mich bey Ew. Wohlgeb. nach seiner Lebens- und Lehrweise, nach seinem Vortrag und[22] sonstigen Eigenschaften zu erkundigen. Hiebey gebe ich Ew. Wohlgeb. im engsten Vertrauen zu bedenken: ob man nicht, wenn man sich entschlösse einen so jungen Mann beim Gymnasio anzustellen, dadurch Kaum gewinnen könnte unsern Voß zu erhalten, indem man sich ihn herüberzöge und ihm eine Oberaufsicht nicht sowohl über die Schule, als über die Lehrer anvertraute.

Dieser schon frühere Gedanke wurde nur durch die Besorgniß gehemmt, ob dann wohl auch Voß seine eutinische Pension behalten würde, wenn er eine neue Stelle annähme. Doch hievon äußern Sie noch nichts, nur lassen Sie im Gespräch den werthen Mann bedenken was er, der Erzprotestant, wagt, sich in ein solches Pfaffennest zu begeben. Man muß den Katholicismus wenig kennen wenn man denkt, daß diese scheinbare Humanisation stattfinden werde.

Senden Ew. Wohlgeb. doch auch ein gutes Exemplar für Durchl. die Herzogin mit; beyde gnädigste Herrschaften werden es nicht umsonst verlangen.

Unter uns darf ich wohl sagen, daß der Entwurf einer Recension der vier Voßischen Bände beynahe fertig ist. Den muß ich denn freylich einige Zeit liegen lassen bis er mir wieder fremd wird, doch ist die Hauptsache gethan und wenn ich nicht sehr gestört werde, können Sie für die Hälfte Februars darauf rechnen. Die hallische will ich nicht eher lesen, als bis ich mit meinem Entwurf fertig bin. Ich bin [23] doch neugierig zu sehen, was sie mir weggenommen haben. Das beste Befinden wünschend

Weimar am 21. Januar 1804.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7DF6-1