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An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Königliche Hoheit!

So wie man das Schöne und Wohlgestaltete gern mittheilt und verbreitet, so scheut man sich dagegen[93] was einen unangenehmen Eindruck machen möchte darzureichen. So ging es mir mit beykommendem Blatte, auf welchem ein sonst nicht ungeschickter Künstler das Andenken eines fürstlichen Gönners zwar mit außerordentlichem Fleiß, aber, wie mich dünkt, mit wenig Glück zu erhalten und zu verewigen gesucht hat. Er widmet Höchst Denenselben diesen Abdruck, welcher schon einige Zeit bey mir liegt, nun aber wenigstens als Wunder der Lithographie seine Aufwartung zu machen.

Ew. Königlichen Hoheit Reise nach Berlin wird von allen Getreuen mit den freudigsten Wünschen begleitet. Der Anblick eines neuen Sprößlings des höchsten Hauses, das Anschauen der Thätigkeit einer Kunst und Technik, die beynahe gränzenlos genannt werden kann, wird gewiß auch die Zufriedenheit fördern an demjenigen, was um Höchst Dieselben im nächsten Kreise lebt und was Sie darin gewirkt haben und wirken.

Das Vorzüglichste dorten wird sich von selbst zudrängen, doch erlaube ich mir auf die Granitarbeiten aufmerksam zu machen, welche der Stadtrath und Bauinspector Cantian arbeiten ließ und womit er sich besonders jetzt beschäftigt. Es ist ein großes Granitbecken, welches, wie man mir schreibt, zweyundzwanzig Fuß Durchmesser haben und für das neue Museum bestimmt seyn soll. Es wird aus einem Stück Granit gefertigt, welches abgetrennt worden [94] von dem großen Block bey Fürstenwalde, der Markgrafenstein genannt, von dessen Werth und Würde beykommendes Stück ein Zeugniß gibt.

Auch haben sie dort schon Säulen für's Museum und sonstiges aus andern in der Mark umherliegenden Blöcken gefertigt. Vielleicht sind Höchst Dieselben geneigt, einige Tischplatten zu bestellen, welche immer als die größte Zierde fürstlicher Schlösser anzusehen sind. Auch dieses ist ein Zweig dortiger Gewerbschule, die unter Leitung des Geh. Ober-Regierungs-Rath Beuth unglaubliche Dinge leistet.

Weimar den 15. May 1828.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7E04-A