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An Carl Ludwig von Knebel

Ein paar Worte muß ich dir, mein lieber Freund, doch auch wieder zuschreiben. Ich befinde mich zwar ganz leidlich, thue aber doch besser, mich einige Zeit zu Hause zu halten, wo mir denn die Zeit nicht lang wird: denn ich habe mancherley zu thun.

Trebra hat mir wieder sehr schöne und belehrende Stücke geschickt, und überhaupt geht's mit den Naturwissenschaften recht schön und gut; man muß nur von dem Volke keine Notiz nehmen, das sich den Krebsgang liebt und gern auch andre retrograd machen möchte.

Deines Carls Gedichte mit Vignetten sind recht hübsch. Er soll nur so fortfahren. Diese Dinge haben völlig den Charakter der Volkslieder, sie könnten im Wunderhorn stehen, ohne daß irgend jemand einen Abstoß nähme: denn auf diesem Wege sind auch diese mehr Natur- als Kunstproducte entstanden.

Ich lese jetzt mit Vergnügen Döbereiners Chemie. Er ist seiner Sache mächtig und geht frisch und redlich vorwärts; welch ein Unterschied gegen die heimtüchtigen Druckser. Da hat ein Hans Narr, der sonst[177] belobte Herr Pfaff in Kiel, in Widerlegung meiner darzuthun gesucht, daß das reine weiße Licht aus einem Doppelgrau bestehe. Der Newtonsche einfache Schmutz hat also durch diese neuste Entdeckung ein Brüderchen bekommen. Es soll mir viel Spaß werden, wenn ich die Geschichte der Farbenlehre bis auf unsere Tage fortsetzen und auch diese Menächmen mit reinem weißen Licht beleuchten kann.

Sonst wüßte ich nicht viel zu sagen: denn ich muß mich erst wieder einrichten um thätig seyn zu können. Jetzt lebe wohl, grüße die Deinige und alle Wohldenkenden.

Weimar den 28. Nov. 1812.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7E5C-8