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An Friedrich Schiller

Herzlich froh bin ich, daß wir auch endlich diese Epoche erreicht haben und daß ich Ihre ersten Laute über das achte Buch vernehme. Unendlich viel ist mir das Zeugnis werth daß ich, im Ganzen, das was meiner Natur gemäß ist, auch hier der Natur des Werks gemäß hervorgebracht habe. Ich schicke hier das siebente Buch und werde, wenn ich Ihre Gesinnungen erst umständlicher weiß, mich mit Lust nochmals ans achte begeben.

Etwa 8 Tage wird meine Zeit durch äußere Geschäfte aufgezehrt werden, welches auch recht gut ist, denn man würde zuletzt über die Märchen selbst zur Fabel. Alsdann sollen die Xenien, Cellini und der Roman den übrigen Juli in sich theilen. Ich habe beynah Ihre Lebensart erwählt und geh auch kaum aus dem Hause.

Die neuen Xenien von der würdigen, ernsten und zarten Art sind Ihnen sehr glücklich gerathen, ich habe zur Completirung dieser Sammlung, auch von meiner Seite, allerley Aussichten, wenn sich nur die Stimmung dazu findet.

Es ist mir doch lieb daß Sie Richtern gesehen haben, seine Wahrheitsliebe und sein Wunsch etwas in sich aufzunehmen hat mich auch für ihn eingenommen. Doch der gesellige Mensch ist, eine Art von[111] theoretischem Menschen, und wenn ich es recht gedenke, so zweifle ich ob Richter im praktischen Sinne sich jemals uns nähern wird, ob er gleich im Theoretischen viele Anmuthung zu uns zu haben scheint.

Leben Sie recht wohl und lassen uns diesen Monat viel an einander schreiben, denn das was geschehen soll verlangt viel Aufmunterung.

Weimar den 29. Juni 1796.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7E7A-4