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An Carl Ludwig von Knebel

Du hast mir, lieber Freund, so viel Gutes geschrieben und zugedacht, daß ich mir Vorwürfe mache, lange ein Zeichen des Lebens gesendet zu haben. Dir hat Frau Fama gewiß in deine beneidenswerthe Einsamkeit die Nachricht überliefert, daß ich die Theaterlast in alten Tagen nochmals auf mich genommen habe, eben als wenn wir noch junge Bursche wären. Dadurch daß mein Sohn mir zugegeben ist, wird eine solche Führung in der bedenklichen Lage nur allein möglich. Doch eben das Bedenkliche giebt den wahren Reiz. Ich hoffe, daß man zu Ostern schon sehen soll, was sich mit Ernst und Kraft thun läßt.

Am Rhein- und Maynheft wird fortgedruckt, es wird euch bald mit wunderlichen Dingen begrüßen. Überhaupt ist mein Glück, daß so vieles vorgearbeitet daliegt und die jetzt drängende Noth mich mehr aufregt etwas bey Seite zu schaffen, als daß sie mich hinderte.

Es kommen mancherley kleine gedruckte Hefte an mich, worunter ich aber nichts Erfreuliches finde. Wenn die Deutschen anfangen einen Gedanken oder ein Wollen, oder wie man's nennen mag zu wiederholen, so können sie nicht fertig werden, sie singen immer unisono wie die protestantische Kirche ihre Choräle.

[337] Vielleicht daß meine gegenwärtige Theaterqual den Jenaischen Freunden, ja sogar auch dir etwas Angenehmes bereitet.

Lebe wohl und laß manchmal von dir hören!

Der Deine

Weimar d. 12. Februar 1817.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7EBE-C