8/2531.

An Charlotte von Stein

b. 2. Dez. 86. Rom.

Auf einem Blatte das ich ostensible geschrieben habe, steht eine Erinnerung eines Theils meiner Freuden.

Mit keinem Worte aber kann ich ausdrucken wie ich dir das alles unmittelbar mitzutheilen wünschte. Alles Reden und beschreiben hilft bey sinnlichen, ia auch bey moralischen Gegenständen nichts. Was ich nur irgend mir eigen machen kann faß ich und ergreif ich und bring ich dir mit. Auch wirst du den deinigen wenn er zurückkommt noch mehr lieben, denn wills Gott wird er einige Fehler ablegen mit denen du unzufrieden warst. Nie hab ich so lebhaft gefühlt als hier, daß der Mensch der das Gute will, eben so thätig (fast auf die selbe Art thätig) seyn müsse, als der Eigennützige, der Kleine, der Böse.

Nur schwer schwer ist die Erkenntniß. (Wir haben über diesen Punckt so oft gesprochen).

Grüße Fritzen und sag ihm, daß wenn es mir oft leid thut ihn nicht bey mir zu haben, ich doch auch vielerley lerne was ihm viel Spas machen wird. Besonders kleine Arbeiten in Thon die man ausdruckt und brennt, das viel artiger und angenehmer ist als Gyps.

Für dich lern ich auch etwas, eine Art Wachsmahlerey, die sehr leicht und angenehm ist, besonders [73] für Zimmer pp. Mache ja nichts in Kochberg, ich will dir alsdann helfen, wie du einmal im Sinne hattest, die Zimmer ordnen und auf eine Weise, daß sie gleich artig aussehn und daß man noch Jahre lang dran ausmahlen kann. Hier ist alles in Perfecktion. Wird man doch pfuschen lernen. Lebe wohl. wenn mich etwas freut, freut michs um deintwillen, da ich nicht reich bin bring ich dir viel in der Seele mit.

G.


Grüße Herdern, in acht Tagen schreib ich besonders an ihn.

Wie verlangt mich wieder ein mal von Hause ein Wort zu hören da ich nun morgen drey Monate in der Fremde bin, ohne eine Sylbe von den meinigsten zu haben.

Grüße alle Freunde, auch die Waldner. Sobald Briefe von Euch ankommen meld ich es. Merckt nur wie lange die meinigen unterwegs sind. Gib meinem Seidel den Auftrag er soll mir von Dr. Sievers einen kleinen Auszug der Witterung in Weimar vom Sept. Octbr. Nov. pp machen laßen und mir ihn gleich schicken.

Von der Sepia bring ich mit, sie darf nicht getrocknet, sie muß in Essig aufbewahrt werden, ist aber trefflich damit arbeiten. Von Braunschweig sind hier: Stafforst und Marenholz mit ihren Frauen, ich halte mich aber still und sehe niemand. Die Zeit ist edel und die Kunst ist lang.

[74] Lebe wohl. Wie lieb ich dich. Ohngefähr den 14. Oktbr. ist der Kasten dem meine Reisebeschreibung beygepackt war von Venedig abgegangen. Schreibe mir doch gleich wenn er ankommt.

Lebe wohl. Der Grund aller meiner Freude ist darinn daß ich dir es wieder sagen kann und werde.

G.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1786 [2]. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7EE7-C